den Organen der vorigen Art besteht in der vielfachem
Zerästelung der absondernden Schläuche, der gröfsern
Feinheit ihrer Wurzeln, der engem Verbindung derselben
durch Blutgefäfse und Schleimstoff, und der
Isolirung des Ganzen durch eine gemeinschaftliche Hülle.
Diese hat keine, rothes Blut führende Gefäfse und
hierin etwas Ausgezeichnetes. Die Form, der Verlauf
und die Zerästelung der secernirenden Schläuche sind
von eigener Art für jedes besondere Organ. Diese
sind kurz und nach allen Seiten verlaufend in der
Leber; länger und bei ihrem Austritt mehr parallel
neben einander fortgehend in den Nieren.
In der Leber und den Nieren glaubte M a lp igh i
kleine Bälge (acini) entdeckt zu haben, woraus die
Leber- und Nierencanäle entspringen und auf w elchen
sich die Blutgefäfse verbreiten. R u y s c h läugnete
das Vorhandenseyn solcher Körper, und nahm einen
unmittelbaren Ursprung jener Canäle aus Knäueln von
Blutgefäfsen an. Man hat für und wider die eine und
die andere Meinung lange und viel gestritten, ohne
etwas Gewisses auszumachen. Ist M a lp ig h i’s Meinung
die richtige, so folgt daraus eine gröfsere Aehn-
lichkeit der ersten Anfänge der Leber- und Nierencanäle
mit den einfachen Drüsen, als im entgegengesetzten
Falle statt finden würde. Sie ist zwar nicht
gegründet, doch weniger von der Wahrheit entfernt
als die Annahme R u y s ch ’s. Wenn man die frische
Leber oder Niere eines Fisches, wovon die äussere Haut
abgezogen ist, einige Zeit in Weingeist liegen läfst,
so erhärten darin die Gefäfse; das Schleimgewebe
aber gerinnt zu Kügelchen, die sich durch gelindes
Ausspühlen mit Wasser und sanftes Streichen mit einem
Pinsel wegschaffen lassen. Untersucht man einen Theil
der nach dieser Operation zurückbleibenden Gefäfse
unter dem Vergröfserungsglase, so sieht man an den
Enden der Leber- und Nierencanäle Theilchen hängen,
die das Ansehn der Malpighischen acini haben. Aber
eben diese Körper zeigen sich auch an den Seiten
nicht nur jener Canäle, sondern auch der Blutgefäfse.
Man nimmt ähnliche Theilchen unter dem Microscop
auch in dünnen Scheiben frischer Leber- und Nierensubstanz
des Menschen und der Säugthiere wahr.’")
Diese sehen ebenfalls w ie dunkelgefärbter Schleimstoff,
nicht wie häutige Bälge aus; man sieht nicht die
Anfänge der Leber- und Nierencanäle aus ihnen entspringen
, und sie passen nicht zu diesen wie die Bälge
der einfachen Drüsen zu deren Ausführungsgängen.
H u sch k e ’s**) und Müll er ’s Beobachtungen über
die innere Structur der Leber und Nieren bei den
Embryonen von Wirbelthieren aus allen Classen und
ihre gelungenen Injectionen der hamabsondernden Gefäfse
bei Vögeln und Säugthieren setzen diese Sache
ausser Zweifel. Es giebt hiernach keine Bälge, woraus
die Wurzeln der Gallen- und Harngänge entspringen,
und keinen Uebergang der Blutgefäfse in die Anfänge
dieser Wurzeln. Diese fangen als verschlossene Röhren
an, die soviel weiter als die letzten Zweige der Blut-
*) E y s e n h a rt de struct. renum. Fig. I.
**) Isis. 1828. S. 565.