In der Classe der Anneliden hat ebenfalls fast jede
Gattung eine andere Structur und Lage der Kiemen.
Diese Thiere athmen das Wasser entweder an der
Oberfläche, oder im Innern des Körpers. Ihre äussern
Respirationsorgane sind häufig baumförmig verzweigte
Kiemen, die ganz aus Blutgefäfsen bestehen. Solche
finden sich bei Terebella, Amphinome und Arenicola.*)
Bei Serpula und Sabella bilden die Kiemen Reihen
von Fäden. Die Amphitriten und einige Nereiden
haben ähnliche blätterförmige Kiemen wie die Fische
und einige Crustaceen. Bei Serpula, Sabella, Terebella
und Amphitrite stehen diese* in der Nähe des Mundes,
bei Arenicola zu beiden Seiten des Vorderleibs, bei
Amphinone auf beiden Seiten des ganzen Körpers.
Bei einigen Nereiden sind sie an den Füfsen befestigt.
Sie bewegen sich nicht auf und ab wie die Kiemen
der Fische, können aber meist von dem Thier eingezogen
und ausgestreckt werden.
Viele Ringwürmer athmen das Wasser im Innern
des Körpers. Von den Aphroditen habe ich an einem
andern Orte *) gezeigt, dafs sie auf dem Rücken eine
Thiere: das Wasser werde von demselben fast bis I5Fufs weit fortgeapritzt.
Dieses heftige Ausstossen geschieht aber vielleicht nicht durch eine der
Röhren des Mantels, sondern durch einen nach aussen offenen und von
sehr starten Muskelfasern umgebenen Canal des Fufses. Wenigstens fand
ich eine solche Höhlung in diesem Theil bei Solen Ensis.
*) P a lla s (Miscellan. zoolog. p. 130) ,sagt von der Terebella con-
chilega: Singula brancliia vera est arteria, omnibus suis ramis libera et
cute obvestita, quae in vivo animale sanguine plena omnibus ramuli»
subriget et abscissa liquorem tenatiusculum, coccineum effundit, post
mortem vero animalculi flaccescit. In omnibus ope microscopii sanguinis
quendam circulum egregie conspexit amicissimus S a n d ifo rti
**) Zeitschr. für Physiologie. B. 3. S. 157. 1
grofse Queerspalte und an den Seiten des Körpers
mehrere kleinere OefFnungen besitzen, wodurch das
Wasser einen freien Zugang zum Innern ihrer Bauchhöhle
hat, in welcher sehr feine Gefäfse schwimmen,
die von den blinden Anhängen des Darmcanals entspringen
und Kiemengefäfse zu seyn scheinen. Die
Rückenschilder dieser Thiere, die man für Respirationsorgane
gehalten hat, können keine Verrichtung
beim Athmen haben, wohl aber Schwimmblasen seyn.
Die kleinen Schuppen, die unter der äussern Rückenhaut
in der Nähe der Seitenöffnungen des Körpers
sitzen und durch eigene Muskeln auf und nieder gezogen
werden, dienen nur insofern mit zur Respiration,
als sie die Bewegung des Wassers in der Brusthöhle
zum Behuf dieser Function vermitteln. Im Innern des
Körpers, und zwar im hintern Theile desselben, wird
auch von den Naiden das Wasser geathmet. Man
sieht bei Nais proboscidea in der Nähe des Afters
eine wässerhelle Flüssigkeit, die immerfort in einer
rieselnden Bewegung ist, und bei Nais coeca eine
ähnliche Bewegung in den lanzettförmigen Anhängen
des Schwänzendes. O. F. M ü ller,* ) der diese Bewegung
entdeckte, erklärt sich nicht über die Beschaffenheit
der Flüssigkeit, worin sie statt findet.
Gruithuisen**) glaubt gesehen zu haben, dafs die
Erscheinung von „feinen Bewegungshaaren” kömmt,
wodurch das Thier Wasser in den Mastdarm einzieht.
Er giebt aber nicht an, wo diese Haare ihren Sitz
*) Von Würmern. S. 28. 95.
**) Verhandl. der Kaiscrl. Acad. der Naturf. B. XI. Atbh. 1. S. 238.