mir einiges Verdienst zuschreiben zu dürfen, durch
eine Sichtung der bisherigen Erfahrungen und durch
neue. Versuche, die ich im 2ten Bande meiner Biologie
bekannt machte, der entgegengesetzten Meinung mehr
Eingang verschafft zu haben. Seit der Erscheinung
jene? Bandes sind Viele mit weitern Beobachtungen,
die zum Beweise dieser Meinung dienen sollen, aufgetreten.
Aber wen» man sich ehemals das Widerlegen
der alten Lehre j von der Generatio aequivoca
leicht machte, so hat man neuerlich Gründe für sie
in Wahrnehmungen linde» wollen, woraus in der
That nichts zu schliesseu ist.
Es läfst sich über die Frage, ob gewjsse Pflanzen
oder Thiere ohne Keime entstehen, die von ähnlichen
Wesen abstammen ? auf zweierlei Weise entscheiden:
man mufs entweder eine Entstehungsart derselben
aufweisen, wobei jede Möglichkeit des Zutritts von.
Keimen zu dem Bildungsstoff des ‘Erzeugten aufgehoben
ist; oder die Entstehung mufs' von Erschein
nungen begleitet seyn,, welche nicht statt finden könnten,
wenn das Entstehende sich aus einem Keim entwickelte-.
Auf die erste Art Gewifsheit zu erhalten, ist höchst
schwierig, wo nicht unmöglich. Die organischen
Körper, die zu Versuchen über jene Erzeugung ge-?
eignet sind, gehören zu den Infusionsthieren, Algen,
Flechten und Schwämmen. Wenn auch diese Wesen
zum Theil nicht auf dem Wege der Fortpflanzung
entstehen, so haben sie doch mit allen übrigen lebenden
Wesen das Vermögen sich fortzupflanzen gemein.
Viele darunter sind von microscopischer Kleinheit,
und die Keime, die sie hervorbringen, lassen sich
entweder gar nicht, oder nur mit sehr starken Ver-
gröfserungsgläsern wahrnehmen. Diese Keime müssen
bei ihrer Kleinheit und Leichtigkeit fähig seyn , lange
in der Luft schwebend zu bleibe». Sie können sich
mit unter den Sonnenstäubchen befinden, womit die
Luft allenthalben und selbst in grofsen Höhen angefüllt
ist, und in dem Staub, der sich auf jeder
Fläche absetzt, zu welcher die, Luft Zutritt hat. Sie
tragen gewifs zu dem Gehalt an vegetabilischer und
animalischer Materie bei, den man in jedem ftegen-
und Schneewasser findet. Manche derselben besitzen
vielleicht eine solche Tenacität des Lebens, defs sie
ihre Keimkraft noch unter Umständen behalten, worunter
die Keime der hohem Thiere diese verliehren.
Soll sich doch die Keimkraft der Saumen vieler pha-
nerogamischer Pflanzen unter Wasser bis 20 Jahre,
unter der Erde, ausser aller Einwirkung der atmosphärischen
Luft, bis 100 Jahre erhalten,*) und
erzählt doch van Swieten**) aus eigener Erfahrung
von Minosenkörnern, die nach 80, und von gewisse»
Bohnen, die nach zweihundert Jahren noch keimten.
Will man nicht sogar eine, vielleicht zweitausend Jahre
alte Zwiebel aus der Hand einer Egyptischen Mumie
noch zum Treiben gebracht haben? ***) Es ist endlich
*) D u re au de Ia M a lle , Annales des Sciences natui'. par Au-
d o u i n etc. Ti V..
**) Commentar. in Boerliaavii apliorism. T. IV. Edit. Hildburgh.
§. 1265. p. 338.
***) Tlie lourn, of the Royal Institution of Great-Britain. No. 1.
p&g. 196.