Die meisten Pflanzen wachsen nur bis zu einer gewissen
Glänze, blühen nicht und kränkeln, wenn sie
nicht einen Boden haben, worin sie Wurzeln schlagen
können und welcher zersetzte organische Substanzen
nebst gewissen Erden oder Salzen enthält. *) Alle
Thiere, die über den einfachsten Infusorien stehen,
dauern entweder gar nicht, oder nur auf der niedrigsten
Stufe des Lebens ohne Aufnahme anderer organischer
Substanzen fort.
Für jedes Gewächs ist besonders ein gewisser
Gehalt an Kohlensäure des Wassers, welches dasselbe
einzieht, zum Gedeihen nothwendig. Dieser Gehalt
darf aber nur gering seyn. Ein Uebermaafs desselben
tödtet die Pflanze. **) Die Kohlensäure ist nun auch
in der Atmosphäre enthalten, und die Pflanze könnte
das Wenige, dessen sie davon bedarf, so gut aus
dieser als aus dem Wasser schöpfen. Allein die Aufnahme
jener Säure geschieht doch nur durch Vermittelung
des Wassers. Nach den Versuchen S aus-
sure’s * *)***) verzehren Saamenkörner, die man unter
einer mit Quecksilber gesperrten Glasglocke voll atmosphärischer
Luft keimen läfst, im Dunkeln das Sauer-
stoffgas dieser Luft und hauchen dafür ein gleiches
Maafs kohlensaures Gas aus. Eben dieser Chemiker
fand, dafs, wenn er eine frische grüne Pflanze, deren
Wurzeln sich in einem abgesonderten Gefäfs mit
Tß Man vergl. L in k ’ s Erfahrungen in S p r e n g e l’» Werk überden
Bau und die Natur der Gewächse. S. 36.
**) Biologie. B. 4. S. 79.
***) Ebendas. S. 82 fg.
Wasser befanden, unter einen Recipiënten brachte,
welcher eine Mischung von atmosphärischer Luft und
einer abgemessenen Menge kohlensauren Gas enthielt
und durch Quecksilber gesperrt war, worüber sich
eine dünne Wasserschichte befand, am Sonnenlichte
das kohlensaure Gas der Luft verschwand, während
der Gehalt derselben an Sauerstoffgas und Stickgas
zunahm, jedoch der Gehalt an Sauerstolfgas nicht in
dem Maafs, wie der Fall gewesen seyn würde, wenn
die Pflanze von dem absorbirten kohlensauren Gas alles,
in dessen Zusammensetzung befindliche SauerstofFgas
wieder ausgehaucht hätte, und dafs in ihr nach
dem Versuch mehr Kohlenstoff als vor demselben befindlich
war. Da der Sauerstoff, der im kohlensauren
Gas enthalten ist, vom Kohlenstoff getrennt und für
sich in Gas verwandelt, einen eben so grofsen Raum
als das kohlensaure Gas einnimlht, so hat man aus
dem ersten dieser Versuche gefolgert: dafs keimende
Saamenkörner den Sauerstoff der Luft nicht aufnehmen,
um ihn sich anzueignen, sondern nur um sich eines
Uebermaafses von Kohlenstoff zu entladen, indem sie
ihn mit diesem zu Kohlensäure verbinden und die
letztere als kohlensaures Gas ausathmen. Dieser Schlufs
ist aber unzuverläfsig, da die Absorbtion der Exha-
lation gleich seyn und doch die exhalirte Materie
ohne unmittelbares Zuthun der absorbirten gebildet
s§yn kann. Nach dem zweiten Versuch nimmt man an:
die entwickelte Pflanze zersetze am Sonnenlichte das
kohlensaure Gas der Atmosphäre, behalte den Kohlenstoff
und einen Theil des Sauerstoffs dieses Gas, und