ein, und dafs auch die Phanerogamen durch die Blätter,
besonders durch die untere Fläche derselben, Flüssigkeiten
aufnehmen, haben Bonnet und Link durch
Versuche dargethan.*) Die Aushauchung zeigt sich
an dem wässerigen Niederschlag auf Glastafeln, die
man in der Nähe der Blätter einer grünenden Pflanze
befestigt. Sie findet aber nur beim Einflufs des Tageslichts,
die Einsaugung durch die Blätter hingegen
mehr des Nachts statt.**) Jene äussert sich in merklichem
Grade nur bei häutigen Pflanzenblättern und
geschieht von der Seite des Blatts, auf welcher Poren,
offene Zwischenräume zwischen den unter der Oberfläche
liegenden Zellen, befindlich sind. An fleischigen
und lederartigen Blättern ist sie nicht zu bemerken.***)
Aus den Blättern der Nepenthes, der Sarracenia, des
Cephalotus und Amoraum Zerumbet dringt die Ausdünstungsmaterie
in tropfbarflüssiger Gestalt hervor.-}-)
Die Einsaugung und Aushauchung der Pflanzen
erstreckt sich aber auch auf gasförmige Flüssigkeiten.
Jede Pflanze bedeckt sich unter Wasser am Tageslichte,
besonders an der Sonne, mit Luftblasen, die,
gesammelt und chemisch analysirt, sich fast als reines
Sauerstoffgas zeigen. Unter denselben Umständen steigen
zwar auch von leblosen Körpern Luftblasen auf.
Das Gas, das man von den letztem erhält, ist aber
weder an Quantität, noch an Qualität mit jener ve-
*) Biologie. B. 4. S. 30. Verhandl. der Gesellsch. naturforschender
Freunde in Berlin. B. 1. S. 396.
**) Biologie. B. 4. S. 34.
***) Ii. C. T re v ira n u s in den Verm. Schriften. B. 1. S. 173.
-j-) Derselbe in der Zeitschrift für Physiologie. B. 3. 3. 72.
getabilischen Luft zu vergleichen, die sich nicht blos
an den Pflanzen vom Wasser trennet, sondern aus dem
Innern derselben entwickelt wird.*) Diese Entbindung
geht nicht mit gleicher Stärke vor sich, wenn sich
die Pflanze ausserhalb dem Wasser befindet. Sie höret
vielleicht bei grofser Trockenheit der Blätter ganz auf,
tritt aber ohne Zweifel gleich ein, sobald dieselben
von Thau und Regen befeuchtet sind. Auf jeden Fall
hauchen die Pflanzenblätter auch ohne Vermittelung
eines Mediums von Wasser zur Nachtzeit kohlensaures
Gas aus, während sie die atmosphärische Luft, worin
sie sich befinden, einsaugen.
Eben so allgemein wie bei den Pflanzen ist die
Einsaugung und Aushauchung im Thierreiche. Nur
gehen bei vielen Thieren diese Processe mehr im Innern
als auf der Oberfläche des Körpers vor sich.
Die letztere saugt bei allen denen wirbellosen Thieren,
die keine äussere, articulirte Bedeckungen haben, sehr
stark Wasser ein. Diese Wesen schrumpfen schnell in
trockner Luft ein und schwellen bald wieder an, wenn
sie befeuchtet werden. Die Weinbergschnecken werden
nicht durch die blofse Frühlingswärme, sondern mehr
noch durch die Feuchtigkeit dieser Jahreszeit aus
ihrem Winterschlafe erweckt, verfallen bei trockner
Sommerwitterung zwar nicht in Erstarrung, doch in
einen Zustand des verminderten Lebens, und schützen
sich während dieser Zeit vor dem Eintrocknen durch
Zurückziehen in ihr Gehäuse und Verschliessung des*)
Nach R. L. R u h lan d ’s Versuchen in Schvveigger’s Neuem
Journal für die Chemie und Physik. B. 20. S. 455.
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