die Frage aufgeworfen: Wie es zugeht, dafs, da beim
Fetus sich zwischen den Lungen und dem Brustkasten
ein Raum befindet, welcher blos einen wässerigen
Dunst enthalten kann, dessen, von der Wärme des
Körpers herrührende Expansivkraft nicht mehr als
1, 85 engl. Zoll beträgt, während die Atmosphäre mit
einem Druck von 30 Zollen auf das Blut wirkt und
dieses in jenen Raum treibt, doch eine Zerreissung der
Gefäfse und ein Austreten des Bluts verhindert wird?
Hierauf läfst sich nur antworten, wenn man eine gröfsere
Expansivkraft des thierischen Dunstes, als ihm blos
die Wärme des Körpers ertheilen kann, voraussetzt.
Diese Kraft als Folge des Lebens verräth sich auch
bei dem Wachsthum aller organischen Körper. Sie
zeigt sich vorzüglich bei jedem Baum, der in einem
festen Boden Wurzeln schlägt und, indem er diesen
durchbricht, die Schwere der ganzen um ihn liegenden
Erdmasse überwindet; bei dem Ansatz neuer Jahrringe
in den holzigen Gewächsen, -wobei die ganze
feste Umgebung des neuen Rings von Bast und Rinde
ausgedehnt werden mufs, und bei der Hypertrophie
des Gehirns im kindlichen Alter, die eine Ausdehnung
der sämmtlichen Schädelknochen zur Folge hat.
Es sind in Betreff der Ernährung noch manche
zu beantwortende Fragen übrig. Aber es fehlen uns
genügende Erfahrungen zur Beantwortung derselben.
Vorzüglich würde es wichtig seyn, sicher zu wissen,
ob manche der bisher unzerlegten Stoffe, die an allen
chemischen Vorgängen im Thier- und Pflanzenkörper
Theil nehmen, Producte der bei der Ernährung wirkenden
Kräfte sind? Eine Zeitlang liessen Cr e i l ’ s
Beobachtungen hoffen, dafs sich der Kohlenstoff als
ein Product der Vegetation würde nachweisen lassen.
G ö p p e r t’s Versuche haben indefs bewiesen, dafs auf
dem Wege, den C rell einschlug, Gewifsheit über
diesen Punct schwerlich zu erhalten seyn wird. * *)#)
Andere Erfahrungen S ch r a d e r ’s, E in h o f’s, B ra -
c o n n o t’s und S a u s s u r e ’s geben zwar Gründe,
anzunehmen, dafs nicht alle Erden und Salze, die in
den Pflanzen befindlich sind, durch die Wurzeln aus
dem Boden gezogen werden. ***) Sie lassen aber unentschieden,
ob dieselben nicht aus der Atmosphäre
herrühren. Ich habe nach den Resultaten meiner Versuche
über das Athemhohlen -j-) Berechnungen gemacht,
aus welchen folgt, dafs man entweder eine Erzeugung
des Kohlenstoffs im thierischen Körper, oder eine Fortdauer
des Lebens bei einer Mischungsveränderung der
wichtigsten Organe, die weit gröfser ist, als sie seyn
könnte, wenn das Leben an ein festes Verhältnifs der
Bestandtheile des Körpers gebunden wäre, annehmen
mufs. In einer jener Erfahrungen hauchte eine, 2 Gran
schwere Papilio Atalanta, die drei Tage ohne alle
Nahrung gewesen war und schon zu dem vorhergehenden
Versuch gedient hatte, binnen 90 Minuten
0, 025 Par. C. Z. kohlensauren Gas von 15° R. und
28 Zoll Ausdehnung aus, während sie 0, 04 C. Z.
*) Biologie. B. 4. S. 02.
**) R. G ö p p e r t de plantarum nulritione dissert. Berol. 1825.
***) Biologie. B. 4. S. 118.
t ) Man sehe oben S. 307.