könnte, als die Ausdehnung der vielen und starken,
zur hintern Fläche desselben gehenden Blutgefäfse.
Mit der Entstehung wahrer Muskeln und arti-
culirter Gliedmaafsen beginnet eine höhere Ordnung
der willkührlichen Bewegungen. Die Thierpflanze ist
zwar im Stande, mit ihren, obgleich sehr einfachen,
doch in allen Puncten der Turgescenz und der Zusammenziehung
fähigen Organen sehr mannichfaltige
Handlungen hervorzubringen. Ihre Bewegungsart war
aber des Grades von Vollkommenheit, dessen sie fähig
ist, nur bei Thieren fähig, die immer unter dem
Wasser leben. Die Aeusserungen derselben sind, wie
die Landthiere unter den Mollusken beweisen, sehr
beschränkt ausserhalb dem Wasser. Diejenigen dieser
Thiere, die ein äusseres Organ besitzen, das ihnen
als Arm oder Fufs dienet, können sich doch nur sehr
langsam damit fortschleppen. So schleicht Cyclostoma
elegans Draparn. wie alle Schnecken, langsam herum,
obgleich sie sich beim Gehen ihres Rüssels als Be-*
wegungsorgans bedient. Sie streckt diesen aus, fafst
mit dessen Mündung den Boden, zieht den übrigen
Körper nach und legt so einen Schritt zurück.*) Für
die articulirten Thiere ist aber auch eine Abänderung
der Bewegungen möglich, die bei der Organisation
der Thierpflanzen, Würmer und Mollusken nicht zu
erreichen war. Jene können bald das eine, bald das
andere Ende eines und desselben Muskels befestigen
und diesen willkührlich nach dem einen oder dem
*) P f e i f f e r ’s systemat. Anordnung und Beschreibung deutscher
Land- und Wasserschnecken. H. 1. S. 74.
andern hin verkürzen, je nachdem sich gleichzeitig
mit ihm die einen oder andern Muskeln zusammenziehen.
*) Bei den unarticulirten Thieren kann jeder
einzelne Fasernbündel immer nur auf einerlei Weise
wirken.
Die Muskeln der articulirten Thiere liegen entweder
auf der innern, oder auf der äussern Fläche
der Theile, die unmittelbar durch sie in Bewegung
gesetzt werden. Das Erste ist in der Regel bei den
Insecten und Crustaceen, das Letzte bei den Wirbel-
thieren der Fall. Es giebt jedoch hiervon Ausnahmen,
sowohl bei jenen, als bei diesen. Bei den, mit einem
Säugrüssel versehenen Hymenopteren wird derselbe
durch eine Zusammenfügung von länglichen, soliden
Knöchelchen in Bewegung gesetzt, deren Muskeln
auswendig an ihnen befestigt sind. Dagegen hängt
der, den mehresten Säugthieren eigene Hautmuskel
mit der inwendigen Fläche des Felles und das äussere
Ende verschiedener Muskeln der Schildkröten
mit der inwendigen Seite des Panzers dieser Thiere
zusammen. Bei beiden Insertionsarten der Muskeln ist
ein Theil der Wirkung, die sie unter andern Umständen
hervorbringen könnten, höhern Zwecken aufgeopfert.
Der Muskel, der einen Knochen in Bewegung setzt,
wirkt immer auf denselben nicht nur zwischen dem
Ruhepunct (Hypomochlion) und der zu bewegenden
Last, sondern auch unter einem spitzen Wirbel, also
unter sehr ungünstigen Verhältnissen. Dieser Satz gilt
*) Wie zuerst Winslow zeigte. Mém. de 1’Acad. des sc. de Paris.
A. 1720. p. 103. der 89 Ausg.