mit dem Chylus. Solange sich dieser in dem Schleimgewebe
befindet, zeigt er unter dem Vergröfserungsglase
keine äussere Verschiedenheit von der Flüssigkeit, die
in jedem andern Schleimgewebe enthalten ist. Man
sieht in dem zähen Saft dieser Substanz 'Kügelchen
und zarte Cylinder, die ich früher unter dem Namen
der Elementarcylinder beschrieben habe,*) von denen
es mir aber zweifelhaft geworden ist, ob sie nicht
blos in Fäden ausgezogener Schleim sind.**) Erst in
den Milchgefäfsen nimmt jene Flüssigkeit die Natur
des Bluts an, und auch in diesen erst nach und nach.
Es fragt sich nun: durch welche Mittel dieser Ueber-
ffana: in Blut bewirkt wird?
In allen andern Fällen, w7o im thierischen und
vegetabilischen Körper eine Flüssigkeit eine andere
Mischung bekömmt, wird ihr diese entweder durch
Zumischung einer andern Materie, oder vermittelst
Durchführung gewisser Bestandtheile derselben durch
häutige Scheidewände ertheilt. Jenes geschieht bei der
Zersetzung des Chymus im Flockendarm, dieses bei
allen Absonderungen. Auf die letztere Weise wird
auch der, vom Schleimgewebe der Darmzotten aufgenommene
Saft in eine, dem Blute ähnliche Flüssigkeit
verwandelt. Die Milchgefäfse haben eben so wenig
offene Mündungen, wie alle übrige Saugadern. Ihre
äussern Enden in den Darmzotten stellen sich jedem
unbefangenen Beobachter unter guten Vergröfserungs-
*) Verm. Scriften von G. R. und L. C. T re v i.r a n u s . B. J. S, 125.
**) Man vergl. meine Bemerkungen in W e b e r ’ « Umarbeitung des
H i ld e b r a n d t ’aclien Handbuchs der Anatomie. B. 1. S. 137.
gläsern als Höhlungen dar, die von allen Seiten verschlossen
sind. Der Saft, den sie enthalten, ist aber
noch eine weisse, an der Luft nur ein lockeres Con-
gulum absetzende und in ihrem chemischen Verhalten
in mancher Hinsicht von dem Blute abweichende
Flüssigkeit.*) Auf dem Wege nach dem Brustgange
giebt es nichts, was seine Beschaffenheit der des Bluts
näher bringen kann, als die Zumischung eines Safts,
der in der Milz abgeschieden wird und welchen die
Saugadern derselben aufnehmen und zum Brustgange
führen. Aus diesem Gesichtspuncte hat T ied em an n ’s
Meinung, dafs die völlige Umwandelung des Milchsafts
in Blut durch Mitwirkung der Milz geschieht, grofse
Wahrscheinlichkeit,**) wenigstens gröfsere als eine
andere, neuerlich von Dobson***) vertheidigte, nach
welcher die Milz zur Aufnahme des, nach der Verdauung
eintretenden Ueberschusses des Bluts über
dessen mittleres Maafs dienen soll. Für T ied em an n ’s
Ansicht spricht die Lage der Milz, ihre Verbindung
mit den übrigen Eingeweiden und ihr Anschwellen
während der Chylification. Bei der letztem Meinung
wäre die Lage dieses Organs und die Art der Verbindung
desselben mit dem Gefäfssystem die unpassendste
zu dem angeblichen Zweck, und es ist dabei
nicht einzusehen, wrozu es eines eigenen Behälters für
den Ueberschufs an Blut bedarf, da die Blutgefafse
*) T ie d em a n n und G m e lin a. a. O. B. 2. S. 66 fg.
**) Versuche über die Wrege, auf welchen Substanzen aus dem Magen
und Darmcanal ins Blut gelangen u. s. w. von F. T ie d em a n n und
L. G m e lin . S. 86 fg.
***) The London med. and pliysical Journal. 1830. Oct.