DRITTES BUCH.
E r z e u g u n g .
Wenn man kennen gelernt hat, was sich an den
lebenden Wesen als relativ beharrlich annehmen läfst,
so ist der natürlichste Weg der weitern Forschung,
die Erscheinungen, die sie von ihrem Entstehen an
bis zu ihrem Tode zeigen, von allen Seiten zu untersuchen
und zuerst ihr Entstehen in Betrachtung zu
ziehen. Bei diesem Gang tritt zwar eine Schwierigkeit
ein. Die Lehre von der Erzeugung ist so genau
mit der Lehre von der Zeugung verbunden, dafs sie
sich nicht ganz von der letztem trennen läfst, die
doch erst der Gegenstand weit späterer Untersuchungen
seyn kann. Aber welche Methode man in der Biologie
auch wählen mag, so ist es bei der einen wie bei
der andern unmöglich, nicht Manches als bekannt
vöraussetzen zu müssen, was erst im Folgenden näher
erklärt werden kann.
Die Erzeugung ist im Allgemeinen von doppelter
Art. Sie ist entweder ein Entstehen des Lebenden aus
formloser Materie ohne Mitwirkung eines Zeugenden,
oder eine Entstehung durch Fortpflanzung.
Erzeugung ohne Zeugung.
In den frühesten Zeiten der Naturkunde sähe
man allenthalben, wo sich nicht gleich die Abkunft
neu entstandener Pflanzen und Thiere1 errathen liefs,
diese Art dér Erzeugung. Nachdem Redi und Vab-
lisnieri durch zahlreiche Erfahrungen das Unrichtige
dieser Ansicht bewiesen hatten, - wurde es ein Glaubensartikel,
dafs jedes Erzeugte durch Zeugung hervorgebracht
sey. Erst Needham wagte es, sich' auf
seine Beobachtungen über die Entstehung der Infu-
sionsthiere stützend, die allgemeine Gültigkeit dieser
Meinung zu bezweifeln. Spal lanzani suchte ihn
zu widerlegen. Aber Buffon* O. F. Mül ler und
Wri sberg machten neue Erfahrungen bekannt, wodurch
die Schlüsse, die Needham aus den seinigen
gezogen hattet Bestätigung erhielten, und Pa t rin
zeigte sowohl die Schwäche der Gegengründe Spallanzani
’s, als die Schwierigkeit, alle bei der Entstehung
der Infusorien vörkömmende Erscheinungen
mit der Voraussetzung des Entstehens dieser Wesen
aus Keimen zu vereinigen. Als hierauf Werner,
Goeze, Bloch, Zeder, Rude lphi u. s. w. die
von Redi begonnene Untersuchung der Eingeweidewürmer
fortsetzten, fanden sie'auch bei der Entstehung
dieser Thiere Räthsel, die unauflöslich schienen,
Wenn man keine andere Erzeugung als durch Fortpflanzung
bei ihnen gelten liefs. Doch der gröfsere
Theil der Naturforscher blieb bei dem Glauben an diese
Erzeugungsart als. die einzig wirkliche. Ich glaube,