F o r tp fla n zu n g durch T h e ilu n g .
Die Vermehrung durch Theilung kann npr da
eintreten, wo der vom Ganzen abgesonderte Theil
mit dem Ganzen einerlei Striictur hat. Sie ist zwar
auch mehrern Würmern, ?. B. dpn Regenwürmern,
eigen, deren Vordertheil d6*1 Mpnd, den Hirnring,
die Zeugungstheile und noch andere Organe enthält,
die dem Hinterthefle fehlen. Es ist aber night ausgemacht,
dafs bei diesen Thieren der Hintertheil zu
einem ebeij so vollständigen Wesen wie der Vordertheil
heranwächst. Dafs sich jeder Theil zu eipem
vollständigen Ganzen wieder ausbildet, wissen wir nur
mit Gewifsheit von den Pflanzen und Zoophyfen,
Organismen, die in jedem Theil den nehmlichen innerir
Bau wie in allen übrigen besitzen. Je einförmiger
und gleichartiger dieser Bau ist, desto stärker ist das
Vermögen, sich durch Theilung zu vermehren. Von
den Lichenen und Conferven läfst sich daher jedes Individuum
durch Zerstückeln unendlich vervielfältigen.
Die Theilung geschieht entweder von freien
Stücken, oder durch zufällige äussere Einwirkungen.
Freiwillige Theilung als Art der Fortpflanzung findet
im Pflanzenreiche wohl, nur bei den auf der Gränze
dieses Deichs, den Thieren zunächst stehenden Oscil-
latorien statt.*) Was sich sonst bei den Pflanzen vom
Ganzen absondert, um sich zu einem Ganzen zu entwickeln,
sind immer Sprossen. Häufiger kömmt die
freiwillige Theilung bei den Thieren vor. Jn der
*) Biol. B. 3. S. 283.
Familie der Infusorien wurde sie oft beobachtet. *)
Bei den Hydern kennt man sie aus den Beobachtungen
T r em b le y ’s. **) Von der bunten Waide (Lumbricus
variegatus Müll.) sähe Bonnet*** *) , von der gezün-
gelten Waide $#$!!) die einzelnen Theile sich
eben sowohl nach zufälliger, als nach künstlicher
Theilung zu ganzen Würmern reproduciren. Die bunte
Waide zerspringt zuweilen von freien Stücken in mehrere
Theile f). Die schlangenförmige Waide (Wais serpen-
tüna) gehört ebenfalls hierher, indem sich, wenn sie
sich von freien Stücken in zwei Hälften getheilt hat,
an der vordem ein Schwanz, an der hintern ein Kopf
erzeugt j"^). Wach J oh n son ■{'•{*•}■) ist die freiwillige
Theilung den Planarien eigen. Der Kopf dieser Würmer
trennet sich zu einer gewissen Zeit vom Hintertheil
und bekömmt einen neuen Schwanz, während aus dem
Schwanz ein neuer Kopf hervorwächst. Merkwürdig
ist es, dafs diese Vermehrung schneller vor sich geht,
wenn die Planarien einzeln gehalten werden, als wenn
*) Biol. B. 3. S. 276. Andere Beispiele geben: Trichoda inquilinus
und Leucophra undulata. (M ü lle r Zool. Dan. Vol. I. p. 9. Tab. IX. f. 2.
VoI.II.p.56). E llis fand diese Vermehrungsart bei den Infusorien so selten,
dafs er meinte, da, wo sie statt fände, würde sie durch äussere Ursachen,
auf ähnliche Jmt wie die Vervielfältigung durch künstliche Theilung,
veranlafst (Philos. Transact. ¥. 1769. p. 138). Aber die Süfswasser-
polypen pflanzen sich auch nicht häufig durch freiwillige Theilung fort,
und doch geschieht die Theilung bei ihnen gewifs ohne äussere Ursache.
**) Mém. pour servir k l’Hist. des Polypes. p. 194.
***) Oeuvres. T. I. p. 132.
****) Von Würmern. S. 142.
t ) M ü lle r von Würmern. S. 41.
tf ) R ö se l’ s Inaectenbelustigung. Th. 3. S. 571.
t++) Philos. Transact. Y. 1825. p, 252.