obachtungen folgern zu dürfen, das Geschlecht werde
bei der Zeugung durch die individuellen Verhältnisse,
besonders das Alter des Vaters und der Mutter bestimmt.
Unter den Resultaten der Versuche von Mauz
sind wenige entscheidend. Aber auf Ba i l ly ’s und
Girou’s Angaben, die meist von Versuchen an Schaa-
fen hergenommen sind, läfst sich noch weniger bauen.
Hofacker und Notter*) schlossen aus Auszügen
der Tübinger Familienregister: dafs im Allgemeinen
mehr Mädchen als Knaben gebohren werden, wenn
die Mutter älter ist als der Vater, hingegen mehr
Knaben als Mädchen, wenn der Vater älter ist als
die Mutter, dafs jedoch auch andere Momente, z. B.
die Stärke der Constitution der Zeugenden, auf das
Geschlecht der Gezeugten Einflufs haben. Die Zahl
(2000) der Kinder, woraus diese Folgerung gezogen
wnrde, ist aber noch viel zu klein,- um mit Sicherheit
etwas daraus abzuleiten.
Ich glaube nicht, dafs die Einwirkung des Männchens
auf das Weibchen bei der Zeugung einen
Einflufs auf das Geschlecht des Gezeugten hat. Die
Blattläuse und Daphnien bringen ja ohne Faarung
sowohl Männchen als Weibchen hervor. Die Weibchen
aller sich paarenden Thiere, die mehrere Junge
zugleich gebähren, erzeugen nach einer einmaligen
Begattung, also nach der Einwirkung einer und derselben,
homogenen, männlichen Flüssigkeit männliche
*) lieber die Eigenschaften, welche sich bei Menschen und Thieren
von den Eltern auf die Nachkommen vererben, von J. D. Ho fa ck e r,
mit Beiträgen von F. N o tter. Tübingen 1828.
und weibliche Früchte. Wendet man gegen diesen
Grund ein, an den Eiern lasse sich vor der Befruchtung
ebenfalls nichts Ungleichartiges wahrnehmen, so
dienet zur Antwnrt, dafs jedes Ei schon vor der
Befruchtung ein Individuum ist, und dafs sich in
verschiedenen Individuen mit mehr Recht Ungleichartigkeit
voraussetzen läfst, als in einer und derselben
Flüssigkeit. Dieser Voraussetzung bedarf es indefs nicht,
da es der Gründe, die vermuthen lassen, dafs die
Bestimmung des Geschlechts erst nach der Empfäng-
nifs während der Periode, wo der Fetus noch durch
Juxtaposition ernährt wird, durch äussere Einflüsse
geschieht, eben so viele als für das Gegentheil giebt.
Dafs es im Pflanzenreiche sehr von den äussern Einwirkungen
abhängt, denen das Gewächs während dem
Keimen und dem nachherigen Wachsthum ausgesetzt
ist, ob sich mehr die männlichen oder mehr die weiblichen
Organe an demselben ausbilden, beweisen die
Versuche von Mauz, wenn sie auch über das Ver-
hältnifs der Einwirkungen zur Bestimmung des Geschlechts
keinen sichern Aufschlufs geben. Der Embryo
im Saamenkorn der Diöcisten ist gewrifs noch ganz
geschlechtslos. Man hat zwar geglaubt, es müfsten
sich an diesem schon Kennzeichen des Geschlechts
auffinden lassen, und eifrig darnach gesucht.*) Es
würden aber weit mehr Erfahrungen dazu gehören,
als man gemacht hat, um zu beweisen,, dafs man nicht
unachte Merkmale für ächte gehalten habe. Nach
*) H. F. A a te n r ie th de discrimine sexuali jäm in seminibns
plantarton dioicarum äpparente. Tnbing. 1822.