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nicht von einer andern, in der Leber liegenden Drüse
entspringt. Unter den Wirbelthieren haben viele an
dem Ausführungsgang der Leber eine Blase, worin
sich die Galle sammelt. Vielen fehlt diese, am häufigsten
den pflanzenfressenden Arten, doch auch manchen
fleischfressenden. Bei Trigla Cuculus fand ich, dafs
sie blos mit dem Ausführungsgang des kleinern der
beiden Lappen, aus welchen die Leber dieses Fisches
besteht, verbunden ist, hingegen mit dem des gröfsern
Lappens gar keine Gemeinschaft hat. Jene Lappen
sind ganz von einander getrennt. Es giebt hier also
eigentlich eine doppelte Leber, von denen die eine
mit einer Gallenblase versehen, die andere ohne einen
solchen Behälter ist.
Ueber einige dieser allgemeinen Sätze bedarf es
einer nähern Erklärung.
Seit M a lp igh i die sich in den Darmcanal der
Insecten öffnenden Gefäfse,. die er vasa varicosa nannte,
kennen lehrte, hat man diese für Secretionsorgane der
Galle angesehen. Ich selber habe früher diese Meinung
vertheidigt und einige neue Gründe dafür angeführt.*)
Weitere Untersuchungen des Körpers der Insecten und
der verwandten Thiere haben mich aber bewogen, sie
aufzugeben. Ein Hauptgrund für sie schien mir sonst
die ähnliche Einmündung jener Gefäfse der Insecten
und des Ausführungsgangs der Galle der, mit einer
wirklichen Leber versehenen Thiere in den hintern
Magenmund zu seyn. Ich hielt aber damals mit andern
l) Biologie. B. 4. S. 416.
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Zootomen für den Magen der Insecten, was in der
That der Flockendarm ist. Jene Gefafse öffnen sich
bei den meisten Insecten in den Anfang des Theils,
der mit dem Colon der höhern Thiere übereinkömmt,
also in einen ganz andern Darm wie bei den letztem.
Aber auch diese Art der Insertion findet nicht allgemein
statt. Bei den Spinnen gehen sie in den blinden Anhang
des Mastdarms über, und bei diesen Thieren,
so wie bei den Scorpionen, ist der Flockendarm mit
dem Fettkörper auf eine solche Art verbunden, dafs,
wenn bei ihnen Galle abgesondert w'ird, dieselbe sich
an dieser Verbindungsstelle aus dem Fettkörper in
den Darm ergiessen mufs. Bei den Spinnen geschieht
die Verbindung durch sehr feine Gefäfse, bei den
Scorpionen durch gröfsere Röhren, die aus dem Fettkörper
mit vielen Wurzeln entspringen und in den
Darm übergehen.*) Der Inhalt der sogenannten Gallen-
gefäfse hat ferner in der Regel eine ganz andere Farbe
wie die Galle aller übrigen Thiere. Diese ist fast immer
braun oder grünlich. Jener ist nur bei einigen Insecten
gelb oder braun, bei den mehresten farbenlos
oder weifs. Wir werden unten sehen, dafs auch die
Mischung beider Substanzen sich bei den chemischen
Versuchen, die damit angestellt sind, ganz verschieden
gezeigt hat. Wäre es ausgemacht, was Ramdohr**)
beobachtete und was auch ich an einer Libelluia de-
*) G. R. T re v ira n u s über den innern Bau der Arachniden. II. 1.
S. 7. 30. Den Zusammenhang des Darmcanalsi mit dem Fettkörper durch
Gefäfse, der bei ungern einheimischen Spinnen nicht deutlich zu erkennen
ist, fand ich bei De G e e r’s Aranea rufa.
**) Ahhaudl. über die Verdau ungswerkzeuge der Insecten. S. 51.