die vom Willen erregt wird, sind wir uns nur des
letzten Zwecks, nicht der Mittel bewufst. Und doch
geschieht hierbei der Gebrauch der Mittel ohne Kennt-
nifs derselben immer auf die dem Zweck entsprechende
Weise. Das Wirken in diesem Falle ist von dem,
welches wir gewöhnlich, aber in zu engem Sinne,
instinctartig nennen, zwar darin verschieden, dafs bei
dem letztem ursprünglich das Bewufstseyn sowohl
des Zwecks als der Mittel, bei dem erstem nur das
der Mittel während dem Leben in der Sinnenwelt fehlt.
Aber im einen Falle wie im andern bleibt ein Räthsel.
Kein zweckmäfsiges Wirken ist ohne ein Analogon
der Vernunft denkbar. Zweckmäfsigkeit ist der eigentliche
Character des Wirkens der Vernunft, den man
unrichtig in andern, minder wesentlichen Attributen
gesucht hat. Jede Lebensäusserung mufs also Wirkung
eines, der Vernunft ähnlichen Princips seyn. Dieses
läfst sich entweder in einer allgemeinen Weltseele,
oder in einer Seele jedes lebenden Einzelnwesens
suchen. Mit der Voraussetzung einer Weltseele ist
entweder alles individuelle geistige Daseyn aufgehoben,
oder man ist gezwungen, ausser diesem Princip noch
ein besonderes für jedes einzelne Leben anzunehmen.
In beiden Fällen giebt jene Hypothese keine leichtere
Erklärung als die Annahme dessen, der in jedem individuellen
Leben Wirkungen eines für sich bestehenden
Princips sieht. Die Weltseele ist aber auch entweder
nichts oder die Gottheit selber. Hingegen eine Voraussetzung,
die nichts gegen sich, wohl aber Gründe
der Erfahrung auf ihrer Seite hat, ist: dafs alle
lebende Wesen in einer, nicht durch Sinneseindrücke
vermittelten Wechselwirkung gegen einander und gegen
die übrige Natur stehen. Für diesen Satz zeugen: das
feste Verhältnifs in der Zahl der Gebohrnen gegen-
die Gestorbenen und des einen Geschlechts gegen das
andere beim Menschen; die geistige Einwirkung der
Mutter auf die Frucht; der Einflufs des brütenden
Vogels auf die Jungen; manche Erscheinungen des
Schlafwandels, und mehrere andere Thatsachen, von
denen im Verfolg dieses Werks die Rede seyn wird.
Bei dieser Hypothese wird die Identität des Lebens
und Beseeltseyns begreiflich, wenn wir folgende Sätze
zu Hülfe nehmen.
Es giebt ein Bewufstseyn und demselben entsprechende
Handlungen, wovon gar keine oder nur
schwache Erinnerungen statt finden, weil das Denken
in diesem Zustande nicht durch Symbole, besonders
die der Sprache, vermittelt ist. Zweifelt man an der
Wahrheit dieser Annahme, so erkläre man, warum
so oft der Gedanke früher da ist als der Ausdruck
des Gedankens, warum wir oft lange das rechte Wort
für die- Sache, das Zeichen für das Bezeichnete suchen
müssen. Sagt man, es seyen in diesem Falle dunkele
Vorstellungen, die der Seele vorschweben, so läfst
sich fragen: wie Vorstellungen dunkel heissen können,
von denen wir uns bewufst sind, dafs sie nur eine
einzige, ganz bestimmte Bezeichnung zulassen? Worte
wecken Gedanken; nicht jeder Gedanke aber ist durch
Worte bedingt: denn wie würde sonst der Taubstumme
denken können?