Allein die Möglichkeit derselben ist dadurch nicht
aufgehoben. Bei den Thieren ist noch ein Hindernifs
der Entstehung von Bastarden, dafs ungleichartige
Individuen sich im Zustande der Wildheit gewöhnlich
meiden. Allein der Begattungstrieb ist doch oft da,
wo er sonst nicht befriedigt werden kann, stärker als
dieser Widerwille. Richardson sagt in Franklin ’s
Reise an die Küsten des Polarmeers in den Jahren
1819 u. s. w. (1. Abth. Weimar. 1828. S. 101): Das
Weibchen des, im Lande der Crihs-Indianer sehr
gemeinen grauen Wolfs begatte sich dort im Monat
März häufig mit dem Haushunde, obgleich zu andern
Jahreszeiten eine starke Abneigung zwischen ihnen
statt zu finden scheine. Insecten traf man nicht selten
m der Begattung an, die sogar zu ganz verschiedenen
Gattungen gehörten, z. B. ein Männchen der Cantharis
melanura mit einem Weibchen des Elater niger *) und
ein Männchen der Melolontha Agricola mit einem
Weibchen der Cetonia hirta. **)
Verwandt mit den Bastarden sind von manchen
Seiten die Mi f sgeburten, Individuen, die, obgleich
durch ungleichartige Zeugung hervorgebracht, doch
schon bei ihrem Entstehen von der gesetzmäfsigen
Form ihrer Art abweichen. Diese Erzeugnisse kommen
ebenfalls im Zustande der Cultur häufiger als in dem
Würtemberg, B. I. H. 1. S. 35) und W ie gm a n n ’8 (a. a. O. S. 35)
Versuchen.
*) Nach Rossi. Biologie. B. 3. S. 416.
**) V o ig t’s Magaz. f. d. neuesten Zustand der Naturkunde. B. IX.
St. 3. S. 232.
der Wildheit vor. Auch finden sie sich öfterer bei
einigen als bei andern Thier- und Pflanzenarten. Aber
sie fehlen doch in keiner Classe der organischen Wesen.*)
Es giebt ihrer selbst unter den Würmern. **) Sie sind
immer Producte einer krankhaften Erzeugung, und
sie bleiben selber stets kranke Wesen in Beziehung
auf die Art, wozu sie gehören. Doch als Individuen
können sie nicht insgesammt als krank betrachtet werden.
Sie sind dann aber auch in s e l b s t s t ä n d i g e und
nicht selbs t s tändige organische Körper zu sondern.
Jene können nach der Geburt fortdauern, diese hingegen
sich nicht über den Embryonenzustand erheben.
Diese Unterscheidungen sind wichtig bei der Bestimmung
der Natur der Mifsgeburten. Es sind z. B.
die hirnlosen Früchte, wenn nicht alle, doch zum
Theil kranke, hingegen die Mifsgeburten mit überzähligen
Gliedern an sich gesunde Wesen. Ein blofser
Rumpf mit untern Gliedmaafsen gehört zu den nicht
selbstständigen, hingegen ein Fetus, aus dessen Schenkel
ein anderes, überzähliges Glied hervorsteht, zu den
selbstständigen organischen Körpern. Nicht Alles, was
von dem einen gilt, läfst sich von dem audern aus-
sagen.
*) Es liat unter andern M itc h ili (in S illim a n n ’s American.
Journ. 1825. Oct. p. 48) einen Fall von einer Schlange beschrieben, die
unter einer Menge anderer, wohl gebauter Jungen drei gebahr, wovon
das eine zwei verschiedene Köpfe, das zweite einen doppelten Kopf,
und das dritte zwei Leiber, drei Augen und nur Eine Kinnlade hatte.
Von solchen Mifsbildungeu scheinen aber die Eidechsen mit zwei und
drei Schwänzen verschieden zu seyn. (D u g ö s, Ann. des sc. natur.
X. XVI. p. 368.)
**) O. F. Mü ller von Würmern. S. 67.