Sobald der Fetus zur Reife gelangt ist, durchbricht
er bei allen Thieren, nur nicht den Säug-
thieren, selbstthätig seine Hülle. Bei diesen wird er
von der Mutter ernährt und ohne eigenes Zuthun
von der Mutter ausgeschlossen. Es giebt zwar auch
unter den übrigen Thieren lebendiggebährende. *)
Aber bei diesen Arten brütet der mütterliche Körper
die Frucht in sich nur aus; das Ei, worin sie sich
entwickelt, wurzelt nicht im Uterus. Manche dieser
Thiere sind daher bald lebendiggebährend, bald eierlegend.**')
Man kann sogar machen, dafs die, sonst
eierlegenden Coluberarten lebendige Junge, nach Art
der Vipern, gebähren, wenn man ihnen gegen die Zeit
des Eierlegens das Wasser entzieht. Sie werden dadurch
verhindert, ihre alte Haut abzuwerfen, und
dieser Zwang hält sie vom Eierlegen ab. Der Fetus
■*) Zu dem Verzeichnifs dieser Thiere im 3ten Bande, S. 268, der
Biologie gehören noch: die Actinien, die durch den Mund lebendige
Junge zur Welt bringen, (Rapp über die Polypen. S. 45.) Voluta Cymbidium
(Adanson Coquillages du Sénégal, p. 47. 48) und Cyclas cornea
Lam. (P f e i f f e r ’s Systemat. Anordn. n. Beschreibung deutscher Land-
und Wasserschneeken. H. 1. S. 120). Die Helix ( (Paludina) vivipara
dieses Verzeichnisses hat die Eigenheit, dafs sie nicht, wie die mehrsten
der übrigen Thiere, nur zu gewissen Zeiten, sondern das ganze Jahr
hindurch lebendige Junge zur Welt bringt. (S p a lla n z a n i Mém. sur
la respiration, p. 263.) Zwischen den, innerhalb und ausserhalb dem
Körper der Mutter zur Reife kommenden Thieren stehen gewissermaafs.en
die, von einer zweiklappigen Schaale umgebenen Kiemenfüfsler in der
Mitte, da sie Eier legen, deren Schaale nicht abgeworfen wird, sondern
sich spaltet und fortwachserid zur zweiklappigen Schaale der Jungen wird.
(R am d o h r’s Micrograph. Beiträge zur Entomol. und Helmithologie.
Th. I. S. 23.)
**) Z. B. Lacerta agilis. The Edinburgh new philos. Journ. July —
Oct. 1830. p. 388.
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entwickelt sich unterdefs auf die gewöhnliche Weise
und durchbricht das Ei noch im Mutterleibe. *)
Obgleich aber die Eier keiner Thiere als der
Säugthiere mit dem Uterus organisch verbunden sind,
so treten doch einige, nachdem sie gelegt sind, mit
dem Körper eines andern Thiers, zum Behuf der
Ernährung des Fetus, in Verbindung. C a v o lini " ')
sagt: eine gewisse Oniskenart lege ihre Eier in den
Leib der Krebse, wo sie Wurzeln schlagen und sich
entwickeln. Nach De G eer’s Erzählung legt
eine, von ihm beschriebene Milbenart (Trombidium
aquaticum F.) ihre Eier auf den Körper und die
Beine anderer gröfserer Insecten, wo sie auf Unkosten
der letztem, die davon schwach und matt werden, an
Gröfse zunehmen, welches nicht möglich wäre, wenn
sie nicht mit diesen durch Gefäfse zusammenhingen.
Die Embryonen mehrerer anderer Thiere werden
noch eine Zeitlang nach der Reife entweder von
dem Ei, oder von einer Materie, wovon das Ei umgeben
ist, oder auch, nachdem sie schon ohne Hülle
gebohren sind, von einer Flüssigkeit, die in eigenen
Organen ausserhalb den Zeugungstheilen abgesondert
wird, ernährt. Die Jungen der Hirudo vulgaris und
des Regenwurms schwimmen noch in der Flüssigkeit
des Eies und bewegen sich darin, wenn sie schon
ausgebildet sind.-j-) Die der Weinbergschnecken leben
*) Nach P r é v o s t’s Entdeckung. Mém. du Mus. d’Hist. nat.
T. IX. p. 3.
**) Ueber die Erzeugung der Fische und Krebse. S. 167.
***) Mém. pour servir ä 1’Hist. des Ins. T. VH. p. 145.
■{•) B r a u n ’» systemat. Beschreibung einiger Egelarten. S. 41.