Die Kiemenarterien vereinigen sich zu einer Aorta,
die allen Theilen, mit Ausnahme der Kiemen und
der wenigen Organe, die mit diesen Zweige von der
Kiemenarterie erhalten, das Kiemenblut überbringt.
Das Blut der Aorta kehrt endlich durch die Venen zur
Vorkammer und daraus wieder zur Kammer zurück.
Noch gröfser sind die Verschiedenheiten des Blut-
umlaufs und der Organe desselben in den verschiedenen
Classen der wirbellosen Thiere. Ein grofser Theil von
diesen, zu welchen die sämmtlichen geflügelten In-
secten im ausgebildeten Zustande gehören, athmet
durch Luftröhren, die sich durch den ganzen Körper
verbreiten. Bei diesen ist von dem Gefäfssystem der
Wirbelthiere nur noch eine Röhre übrig, ,die längs
des Rückens über den übrigen Eingeweiden liegt.
Man sieht dieselbe von hinten nach vorne pulsiren,
aber keine Gefafse von ihr ausgehen und zu ihr zurückkehren.
J. Müller fand zwar bei einigen Insecten
Verbindungen dieses Herzens mit einzelnen der übrigen
Eingeweide, besonders den Eierstöcken, durch häutige
Canäle, die ihm Blutgefäfse zu seyn schienen,*) Ich
habe aber bei vielen Insecten nichts Aehnliches bemerken
können, und halte diese Theile nicht für Blutgefäfse,
sondern theils für absondernde Gefafse, theils
für Fasern. Mü l l e r selber glaubt, beim Scorpion
einen Ursprung der harnabsondernden Gefäfse aus deni
Herzen entdeckt zu haben, **). und ich fand die Eier-
, *) Verhandl. der Ivaiserl. Leopold. Carol. Acad. der Naturforscher.
B. 4. S. 555.
**) Meckel’» Archiv für Anat. und Pliysiol. 1828. S. 47.
stocke der Schmetterlinge an ihren vordem Enden von
Fasern umfafst, die mir Muskelfasern zu seyn und zur
Austreibung der Eier zu dienen schienen. Dagegen
scheint mir gewifs zu seyn, dafs das Herz der Insecten
bei jeder Distole aus der zwischen den Eingeweiden
befindlichen Blutmasse etwas einsaugt, und bei jeder
Systole nach vorne austreibt. Nach Straufs-Durk-
h eim ’s*) Beobachtungen giebt es am vordem Ende
jeder Abtheilung des Herzens des Maikäfers zu beiden
Seiten eine, mit einer Klappe versehene, runde OefF-
nung, wodurch die Aufnahme des Bluts' geschieht.
Ich sähe beim Carabus granulatus an jenen Stellen
des Herzens halbmondförmige Ausschnitte, die Löcher
zu seyn schienen, von denen es mir aber zweifelhaft
geblieben ist, ob sie wirklich solche waren. Bei andern
Insecten traf ich nichts der Art an. Die Aufnahme
des Bluts kann aber auch ohne solche Oeffnungen,
blos durch die Wände des Herzens geschehen. Es
läfst sich voraussetzen, dafs, wenn die Einwirkung
dieses Organs auf die im übrigen Körper befindliche
Blutmasse sehr lebhaft vor sich geht, bei sehr durchsichtigen
Insecten in der letztem Ströhmungen unter
dem Microscop sichtbar seyn müssen, die von vom
nach hinten gerichtet sind. Carus**) beobachtete
die$e wirklich in den Larven einiger Neuropteren und
in den Flügeldecken der Lampyriden. Ich habe sie
in den nehmlichen Larven und in mehrern andern
*) Considérât, génér. sur l’Anat. compar. des animaux articulés, p. 356.
**) Entdeckung eines Blutkreislaufs in den Larven netzflügeliger Insecten.
Leipzig 1827. Isis. B. 21. H. 5 n. 6. S. 477.