von weiblichen Zeugungstheilen bei den Arbeitsbienen
entdeckt hatte. Bei allem dem hin ich überzeugt,
dafs Schirach sich getäuscht hat. Man könnte nichts
gegen seine Behauptung einwenden, wenn die Arbeitsbienen
von den Königinnen blos in der Gröfse, im
gegenseitigen Yerhältnifs einiger Theile und in der
Nichtentwickelung der Geschlechtstheile verschieden
wären. Aber beide weichen in weit wichtigem Stücken
von einander ab. Die Arbeitsbienen haben andere Fühlhörner,
andere Kinnbacken, andere Hinterfüfse, einen
andern Stachel und eine ganz andere Organisation
der untern Bauchplatten als die Königinnen, und diese
Unterschiede stehen bei ihnen mit ganz verschiedenen
Naturtrieben und körperlichen Eigenschaften in unmittelbarer
Beziehung. Die Arbeitsbienen nehmen zwar
durch die Rudimente von Eierstöcken, die man in
ihnen findet, an der weiblichen Natur Theil. Aber
im Uebrigen sind sie eben so ■weit von den Weibchen
als von den Männchen entfernt. Könnte eine veränderte
Nahrung sie im Madenzustande zu Weibchen
machen, so müfsten sie auch durch eine dritte Art
von Futter in Männchen umgewandelt werden können.
Was übrigens die Erfahrungen betrifft, die man zum
Beweise jener Umwandelung angeführt hat, so lassen
sich die, welche Schirach anstellte, aus der Voraussetzung
erklären, dafs die Bienenkönigin ihre weiblichen
Eier nicht nur in Zellen der gröfsern, sondern
auch der kleinern Art legt. Die übrigen, die nach
der Anleitung des blinden Hub er’s von einem Bedienten
desselben gemacht wurden, enthalten des
Unwahrscheinlichen so Vieles, dafs sie gar nicht mit
auf die Wagschäale gelegt zu werden verdienen.’"')
Wenn aber die Befruchtung keinen Tlieil an der
Bestimmung des Geschlechts hat, so ist doch von
andern Seiten ihr Einflufs sehr grofs auf die Entwickelung
nicht nur des Lebens überhaupt, sondern
auch der Form des Lebens. Die tägliche Erfahrung
beweist, dafs das Erzeugte sowohl dem Vater als
der Mutter ähnlich ist. Noch deutlicher erhellet dies
aus der Entstehung der Mittelarten von der Paarung
verschiedenartiger Individuen. In allen Classen der
Wirbelthiere, bei mehrern Insecten und bei vielen
Pflanzen beobachtete man Bas tarde r z eugni s se ,
und in diesen Producten waren die beiden Arten, zu
welchen die Eltern gehörten, mit einander verschmolzen.
Sie entstanden aber nur innerhalb gewisser Gränzen
der Verwandtschaft beider Arten und waren entweder
unfruchtbar, oder ihre Nachkommenschaft ging, wenn
sie sich fortpflanzten, bald wieder in die Art des
Vaters oder der Mutter über. Auch beobachtete man
sie in der Regel nur bei gefangenen oder gezähmten
Thieren und bei cultivirten Pflanzen. **)
Die Art der Vereinigung beider verschiedener Formen
in den Bastarden ist aber nicht beständig, sondern
von den gegenseitigen, individuellen Verhältnissen der
*) Eine ausführliche Prüfling der Gründe für und wider die Schi-
r a c h ’sche Meinung findet man in einer Abhandlung voll mir: lieber
die Entstehung der geschlechtslosen Individuen bei den Hymenopteren,
besonders bei den' Bienen. Zeitschr. für Physiol. von T iedemann,
G.R. u. I,. C. T r ‘éviranus> B. 3. S. 220.
**) Biologie. B. 3. S. 412 fg.