dafs das Barometer kaum bis auf 12 Zoll steigt, *) die
zum Fluge nöthige Muskelkraft behalten, wenn er nicht
in seinem Innern einen Vorrath von athembarer Luft
mit sich führte ? Es ist hiernach noch weniger glaublich,
dafs den geflügelten Insecten, die grofse Luftsäcke
haben, wohin besonders die Hymenopteren gehören,
diese Behälter zum Steigen und Senken beim Fluge
dienen. Wohl aber liesse sich von der Schwimmblase
der Fische annehmen, dafs sie diesen nütze, ihre
specifische Schwere zu vermindern und zu vermehren,
indem sie dieselbe mehr oder weniger mit Luft anfüllen,
wenn es ausgemacht wäre, dafs sie wiilkührlich
darauf wirken könnten, und wenn nicht diese Blase
mit andern Functionen in näherer Verbindung als mit
dem Schwimmen zu stehen schiene.
Wenn aber die geathmete Luft bei der örtlichen
Bewegung als unmittelbare Ursache nicht von Wichtigkeit
ist, so ist sie es um so mehr bei einer andern
Art von willkührlichen Handlungen der Thiere, bei
der Hervorbringung der Stimme, des Gesangs und
der Sprache. Durch diese Aeusserungen der Willkühr
giebt sich die Höhe der Stufe, welche die Thiere in
geistiger Rücksicht einnehmen, vorzüglich mit zu erkennen.
Die niedrigsten dieser Wesen^ die Zoophyten,
Würmer, Anneliden und Mollusken, sind ganz unfähig,
irgend eine Stimme hervorzubringen. Die Insecten
aber, die sich auch durch so viele andere, eine höhere
Stufe des geistigen Princips verrathende Handlungen
+) Von H um b o ld t’ s Ansichten der Natur. S. 213.
auszeichnen, erzeugen Töne, welche sich bei manchen
Arten schon dem Gesänge nähern. Selbst unter den
Wirbelthieren stehen ihnen die Fische und Amphibien
in dem Vermögen nach, Gefühle durch eine Stimme
auszudrücken. Mehrere. Amphibien geben zwar Laute
von sich. Diese bestehen aber blos in einem eintönigen
Zischen, Quacken oder Grunzen. Mannichfaltiger Modulationen,
die verschiedenen Gefühlen entsprechen und
wodurch die Individuen aus der Ferne auf einander
wirken, ist nur die Stimme der Vögel und Säugthiere
fähig. Diese Töne sind in der Regel unmittelbarer
Ausdruck der Empfindung, und insofern mehr un-
willkührlicher als willkührlicher Art. Ob indefs einige
gesellschaftlich lebende Vögel und Säugthiere nicht
auch gewissse Töne als Zeichen von Vorstellungen von
sich geben und sich dadurch bei gemeinschaftlichen
Unternehmungen verständigen, scheint mir ein noch
nicht gehörig aufgeklärter Punct zu seyn. Soviel ist
aber freilich gewifs, dafs diese Töne nichts mit der
menschlichen Sprache getnein haben. Im Allgemeinen
nimmt das Vermögen, verschiedenartige Töne hervorzubringen,
bei den Thieren um so mehr ab, je mehr s
ihr Element das Wasser ist. Es giebt keinen singenden
Wasservogel. Man hat zwar viel vom Gesänge des
Schwans gefabelt. In der Wirklichkeit und in der
Nähe aber ist dieser nichts weiter als eine Folge von
lauten, scharfen Tönen, die mit dem Ton einer
schlecht gespannten, gestrichenen Violinsaite Aehn-
lichkeit haben.*) Den Gattungen der Säugthiere, die
0 S e c h s te ln ’« ornithologisches Taschenbuch. Th. 2. S. 413.