Gerinnung findet im Blute der Wirbelthiere eine starke,
innere Bewegung statt.*) Während derselben vereinigt
sich ein Theil von ihm mit einem zweiten Bestandtheil
des Bluts, dem Cruor, worin er mit Eisenoxyd zu
Kügelchen, den B lu t k ü g e l c h e n , verbunden ist.
Man findet diese im Blute aller Thiere, und immer
enthalten sie Eisenoxyd. Er man fand dasselbe im
Blute der Weinbergschnecke und ich im Blute des
Hummers. Chlor löset, nach E n g e lh a r t’sEntdeckung,
das Eisen auf und präcipitirt den EiweifsstofF.**) Im
Blute der sämmtlichen Wirbelthiere, der Planorbis-
Arten und der meisten Anneliden ist mit den Kügelchen
noch ein anderer Stoff, wahrscheinlich schwefelhaltige
Blausäure, vereinigt, der ihnen die rothe Farbe er-
theilt.***) Es giebt keine andere Flüssigkeit, deren
Farbe der des rothen Bluts so sehr gleicht, als eine
Auflösung von Eisenoxydul in Wasser, welches diese
Säure enthält. Sie ist im Speichel vorhanden, und
man erhält sie, nach meinen Erfahrungen, aus dem
*) Biologie. B. 4. S. 654. Man vergl. auch J. L. C. Schröder
van der Kolck diss. »ist. sanguinis coagulantis historiam, (Groningae.
1820), worin mehrere Beobachtungen über diese Bewegung enthalten sind.
Rudolphi (Grunirifs der Physiologie. B. 1. S. 147) sagt: man sehe
eben solche Bewegungen wie im Blute, wenn man den Pollen der Pflanzen
in Wasser auftrüge, bei Oelen, Campher und vielen andern Dingen. Ich
habe die Bewegungen im Blute von denen in allen andern Dingen immer
sehr verschieden gefunden.
**) Ka s t n e r ’ s Archiv für die gesainmte Naturlehre. B. VI. S. 337.
***) Bei Planorbis marginatus F fei ff. konnte ich durch die durchsichtige
Schaale das Herz pulsiren sehen, welches deutlich rothes Blut
enthielt. Es ist also unrichtig, wenn Cuvi er (Leçons d’Anat. comp.
T. IV. p. 410) sagt: die rothen Säfte der Mollusken seyen nie Blut,
sondern immer secernirte Flüssigkeiten.
Blut aller Wirbelthiere, wenn man dasselbe mit ätzendem
Alkali verkohlt und die Kohle mit Alcohol auszieht.
Man hat noch für einen dritten Bestandtheil des Bluts
den Faserstoff angenommen, der beim Schütteln oder
Schlagen dieser Flüssigkeit in der Gestalt von häutigen
Concretionen entsteht. Ich habe mich aber schon im
4ten Bande der Biologie (S. 558) dahin erklärt, und
bin noch der Meinung, dafs derselbe ein Product aus
dem EiweifsstofF ist, welches durch die mechanische
Behandlung und die dabei statt findende, innigere Berührung
aller Theilchen des Bluts mit einander und
mit der atmosphärischen Luft hervorgebracht wird.
Im Zellensaft der Pflanzen ist ebenfalls EiweifsstofF
vorhanden. Aber statt der rothen oder weissen Kügelchen
des thierischen Bluts giebt es darin grüne Bläschen,
von deren Farbe das Grün der Pflanzen herrührt.
Dieses Grün läfst sich durch Weingeist ausziehen und
verhält sich in dem Auszug wie eine harzige Materie.
Die ungefärbt zurückbleibenden Kügelchen sind Satzmehl,
eine Abänderung des EiweifsstofFs.
Die Urflüssigkeit alles Organischen wird immer
durch Zumischung anderer Säfte des zu Ernährenden
zu der Nahrungsflüssigkeit gebildet. Bei den Pflanzen
gelanget das kohlensaure Wasser, das sie als Nahrungsmittel
aufnehmen, in die Zwischenräume der Rindenzellen
(Intercellulargänge) und aus diesen in die grofsen
Gefäfse. Dafs die letztem nicht Luft, sondern Flüssigkeit
führen, halte ich für gewifs, obgleich neuerlich
noch wieder L. W. T. B i s c h o f f das Gegentheil