P h o sp h o r e s c en z der o rg a n isch en Wesen.*)
Das Thier steht in einem andern Verhältnifs zum
Licht als zur Wärme. Während von dieser das Leben
desselben ganz abhängt, ist jenes nur Bedingung einer
gewissen Form des Lebens in der Sinnenwelt. Nicht
so verhält es sich mit der Pflanze. Das vegetabilische
Daseyn wird in jeder Beziehung eben so sehr vom
Licht als der Wärme beherrscht. Besäfsen also die
organischen Wesen ein Vermögen für sich selber, als
Bedingung ihres Lebens im Allgemeinen, Licht zu
erzeugen, so würde sich ein solches vorzüglich bei
den Pflanzen äussern müssen. Es giebt aber kein
Leuchten lebender Gewächse als nur einiger, die auf
der niedrigsten Stufe der vegetabilischen Organisation
stehen. Unter den Thieren sind dagegen mehrere, die
während des Lebens ein Licht verbreiten. Doch nur
für wenige dieser phosphorescirenden Arten kann der
Schein Mittel zur Erreichung eines Lebenszwecks seyn.
Man glaubte sonst, an den feurig gelben Blumen
einiger Gewächse, besonders der Tagetes, der Calendula,
des Tropaeolum und der Oenotheren ein Leuchten im
Dunkeln bemerkt zu haben. In g en h o u fs , S en n e b
ie r, der jüngere Saussure und mein Bruder haben
aber gezeigt, dafs der Schimmer nicht in völliger
Dunkelheit statt findet und blos davon herrührt, dafs
*) Die Belege zu allen den Sätzen dieses Capitels, wobei nicht ausdrücklich
Citate angeführt sind, finden sich im 5ten Bande der Biologie
S. 81fg. und 475.
in schwach erhellten Nächten das brennende Gelb jener
Blumen einen stärkern Eindruck auf das Auge als das
unscheinbare Grau der übrigen Gegenstände macht.*)
Ein wirkliches Licht verbreiten Byssus phosphorea,
die unterirdischen Rhizomorphen, Schistotega osmun-
dacea und einige Conferven. Aber nur die Rhizomorphen
scheinen während dem Leben zu leuchten. **)
Von den übrigen jener Körper ist es wahrscheinlich,
dafs das Licht derselben erst nach dem Tode bei
gewissen, durch äussere Einflüsse bedingten Mischungsveränderungen
ausströhmt und mit der Phosphorescenz
des leuchtenden Holzes einerlei Ursache hat.
Im Thierreiche sind vorzüglich die Acalephen
phosphorescirende Arten. Man kennet von den näher
beschriebenen als solche besonders: Medusa ovata Bast,
hemisphaeriea Gronov. noctiluca Forsk. aurita Bast,
und pelagica Bose. Es giebt aber viele andere, meist
microscopische Gattungen, die noch nicht genau beschrieben
sind und sich ebenfalls als leuchtend zeigten.^)
Ihr Licht geht von einer Materie aus, die auf der
Oberfläche des Körpers abgesondert wird: denn es
theilt sich fremden Körpern mit, welche von dem Thier
berührt werden. Vielleicht ist diese Materie einerlei
mit dem Saft, wovon die nesselnde Eigenschaft vieler
Acalephen abhängt. Ausser ihnen phosphoresciren unter
den Thieren der niedrigsten Ordnungen die sämmtlichen
*) Zeitschrift für Physiologie. B, 3. S. 262.
) Nach B is c h o f f ’s Beobachtungen in S c hw e ig g e r’s Neuem
Journal für Chemie und Physik. B. 9. S. 259.
!") T ile s iu s in den Annalen der Wetterauischen Gesellschaft für
die gesammte Naturkunde. B. 3. S. 360.
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