Schnecke (Limax ater L.) viele Versuche gemacht, um
zu erfahren, ob diese Turgescenz sich nicht künstlich
hervorbringen lasse. Aber jede Einwirkung auf das
Thier verursachte nicht Ausdehnungen, sondern Zusammenziehungen.
Am Mantel kann sich jedes Stück
unabhängig von den übrigen contrahiren. Reizt man
einen Punct desselben an einer Nacktschnecke, die
nicht mehr in voller Kraft ist, so verkürzt sich blos
die Umgebung der gereizten Stelle. Beim Kriechen
des Thiers geht in der Bauchscheibe desselben ein
Wechsel von Ausdehnung und Verkürzung vor, der
den Schein wellenförmiger Bewegungen in einer halbflüssigen
Gallerte hat.
Wenn man dünne Scheiben von den Bewegungsorganen
der bisher gedachten Thiere unter dem Mi-
croscop betrachtet, so findet man sie entweder aus
einer schleimigen Masse, worin Bläschen liegen, oder
aus unter einander verschlungenen und bündelweise
verbundenen Röhrchen bestehend. Jenen Bau zeigen
sie bei den Thierpflanzen, diesen bei den Würmern
und Mollusken. Bei allen articulirten Thieren hingegen
werden die, der Willkühr unterworfenen, äussern Bewegungen
durch wahre Muskeln hervorgebracht, durch
Organe, die aus parallelen, cylindrischen, im zusammengezogenen
Zustand der Queere nach vielfach gefaltenen
Fasern bestehen. In der Regel geschehen hier nur
noch einige der nicht freiwilligen, äussern Bewegungen
durch Turgescenz. Vorzüglich ist es bei allen Thieren
der äussere männliche Geschlechtstheil, der hierdurch
zur Vollziehung des Zeugungsacts fähig gemacht wird.
Ein solches Umstreifen turgescirender Organe, wie bei
den Mollusken häufig eintritt, findet aber unter den
articulirten Thieren nur noch bei manchen Insecten
an den männlichen Zeugungstheilen, hingegen nicht
mehr bei den Wirbelthieren statt. Unter den willkühr-
lichen Organen der letztem sind die Zunge und der
Augapfel des Chamäleon die einzigen, die durch
Turgescenz hervorgetrieben zu werden scheinen. Die
cy lindrische Zunge dieses Thiers, die im Zustande
der Ruhe kaum 2 Zoll Länge hat, tritt, wenn sie
zum Insectenfange ausgestreckt wird, 6 bis 7 Zoll
weit aus dem Munde hervor. Houston*) fand unter
der äussern Haut des Theils derselben, der sich hierbei
verlängert, in der Mitte eine dünne, weiche, sehr
dehnbare, knorpelige Saite; zu beiden Seiten dieses
Knorpels die hyo-genioidei, und dazwischen ein sehr
dichtes, von den Zw'eigen grofser Stämme entspringendes
Gefäfsnetz. Ich habe ebenfalls nur diese Theile
in der Zunge des Chamäleon entdecken können, und
sehe ebenfalls nicht ein, welche andere Ursache als
Anhäufung des Bluts in dem Gefäfsnetze die Verlängerung
der Zunge bewirken kann, obgleich die Gefäfse
des Netzes nicht solche Erweiterungen haben, wie die
Venen der fachigen Körper des männlichen Gliedes
der Säugthiere. Ich fand aber auch am Augapfel
jenes Thiers nichts, wovon das, zuweilen sehr starke
Austreten dieses Theils aus der Augenhöhle herrühren
*) An Essay an tlie Structure and Meclianism of tlie Tongue of Ute
Chamäleon. Dublin. 182SJ Ein Abdruck aus den Transact. of the Royal
Irish Academy,