so ist die Auffindung derselben und die Schätzung
des Erfolgs, den sie haben können, noch weit schwerer
bei denen, deren Einflufs schon bei der Erzeugung
anfängt. Im Quarterly Journal of Science *') wird aus
Crawford’s Reise nach Ava erzählt: man habe in
Ava einen Mann gesehen, der vom Kopfe bis zu den
Füfsen mit 4 bis 8 Zoll langen Haaren bedeckt war,
dem dabei die Backenzähne ganz fehlten, und der
mit einer Burnesin zwei Töchter hatte, wovon die
eine haarlos wie die Mutter, die andere eben so behaart
wie der Vater war. Von welcher Ursache diese
Ausartung herrührte, würde auch dann, wenn die
ganze physische Lebensgeschichte des Behaarten und
seiner Vorfahren genau aufgezeichnet wäre, schwerlich
auszumachen seyn. Hätte der Mann aber einen ihm
gleichen Sohn gehabt, und hätte dieser mit der haarigen
Tochter Kinder gezeugt, die sich nur unter
sich weiter fortgepflanzt hätten, würde daraus nicht
eine behaarte Menschenrage entstanden seyn? Und
können unter gewissen Umständen nicht noch gröfsere
Ausartungen entstehen, die durch Fortpflanzung zu
bleibenden Formen werden, wovon sich nicht sagen
läfst, ob sie Arten oder nur Abarten sind? Hierauf
läfst sich nicht mit Nein antworten. Wohl aber kann
man nach aller Erfahrung verneinen, dafs Einflüsse,
die erst nach der Geburt wirken, totale Veränderungen
der Organisation hervorzubringen vermögen.
Veränderungen der äussern Bedingungen des Wachs-
') New Series. Oct. — Dec. 1S27. p. 493.
thums, die blofs quantitativer Art sind, beschleunigen
dasselbe oder bringen die entgegengesetzte Wirkung
hervor, doch vorzüglich bei den Pflanzen _und den
niedern Thieren. Sie haben einen weit geringem Einflufs
auf das Wachsthum der höhern Thiere nach der
Geburt, obgleich die Lebensthätigkeit derselben ebenfalls
dadurch vermindert wird. Das Wachsthum und
überhaupt diese Thätigkeit wird aber nur innerhalb
gewisser Gränzen durch sie befördert und zurückgehalten.
Jede Einwirkung, die im mittlern Grade
Bedingung des Lebens ist, erhöhet im Uebermaafs
dessen Aeusserungen auf Kosten der Dauer desselben,
oder verursacht selbst den Tod durch Ueberreizung.
Sie kann, unter den mittlern Grad vermindert, das
Leben verlängern, dessen Regungen schwächer werden.
Abnahme derselben, die eine gewisse Gränze überschreitet,
zieht aber ebenfalls den Tod nach sich.
Der Erfolg wird jedoch in dem einen und dem andern
Fall durch verschiedene Umstände modificirt,
und zwar
1) durch das Gesetz der Gewöhnung, vermöge
welchem nach Vermehrung und Verminderung eines
Reizes, der mit mittlerer Stärke wirkte und einen
mittlern Grad von Erregung hervorbrachte, dieser
Grad um so weniger verändert wird, je mehr die
Zunahme und Abnahme allmählig und stufenweise
geschieht. Unter diesem Gesetz stehen alle lebende
Wesen. Dafs eben sowohl die Pflanzen als die Thiere
demselben unterworfen sind, zeigt jede verzärtelte
Zimmerpflanze, die von einer Kälte getödtet wird,
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