wobei ihre, im Freien abgehärteten Artsverwandten
sich wohl befinden. Das Gewöhnungsvermögen ist
aber den verschiedenen Pflanzen und Thieren in sehr
verschiedenem Grade eigen. Manche Kräuter sind dem
Menschen in alle Zonen gefolgt, und ausser ihnen
p-iebt es noch mehrere andere, die unter den ver-
scliiedensten Graden der Breite wachsen, z. B. Son-
chus oleraceus, Solanum nigrum, Portulaca oleracea,
Pharnaceum Cerviana. *') Die Zahl derselben ist gering
gegen die, welche keine Kunst in fremden Climaten
einheimisch machen kann. Aber die Zahl der Thiere,
die ohne menschliche Hülfe sowohl in der heissen,
als in der kalten Zone leben können, ist ebenfalls
nicht gröfser. In beiden organischen Reichen gehören
jene Arten den verschiedensten Familien an und haben
im Aeussern nichts, was mit ihrem ausgezeichneten
Gewöhnungsvermögen in Beziehung steht.
2) Durch den Grad der Le b e n s t e n a c i t ä t .
Das Leben mancher Thiere und Pflanzen erhält sich,
unvorbereitet durch Gewöhnung, bei einem Ueber-
maafs, mancher anderer bei Entziehung der ihnen, zur
vollen Lebensthätigkeit nothwendigen Einwirkungen.
Im 5ten Bande der Biologie (S. 264 fg.) habe ich
die wichtigsten der hierher gehörigen Thatsachen zusammengestellt
und gezeigt, dafs der Grad dieser
Tenacität mit der Abhängigkeit des Rhythmus der Bewegungen
des Herzens und der Werkzeuge des Athem-
hohlens von äussern Einflüssen in Verhältnifs steht.
>) Biol. B. 2. S. 127.
Ich finde auch jetzt noch keinen Character, womit
jener näher als mit diesem verbunden ist. Wenn z. B.
Wedde l l *) erzählt, der See-Elephant lebe während
der Paarungszeit wenigstens zwei Monate am Lande,
ohne irgend Futter zu sich zu nehmen, so sehe ich
nicht ein, mit welcher Eigentümlichkeit diese lange
Dauer des Lebens bei Enthaltung von aller Nahrung
in Beziehung stehen kann, als mit dem Vermögen
des See-Elephanten das Athemhohlen nach Art der
niedern Thiere auf längere Zeit aussetzen zu können.
3) Durch vorhergegangene Einwirkungen anderer
Art. Jeder Einflufs auf das Lebende, welcher der
Qualität nach von dem gewohnten ab weicht, verändert
das Verhältnifs des Lebenden gegen die äussere
Natur, macht dieses empfänglicher für Einwirkungen
anderer Art, oder stimmet die Reizbarkeit desselben
herab., und erhöhet oder vermindert dessen Energie.
Die durch starken Dünger getriebenen Pflanzen sind weit
empfindlicher gegen Wärme, Kälte, Licht und Feuchtigkeit
als andere, die an ihrem natürlichen Standorte
unter übrigens gleichen äussern Verhältnissen mit ihnen
aufwuchsen. Die Stärke und Ausdauer der Thiere ist
ebenfalls abhängig von der Beschaffenheit der Nahrung
und des Mediums, worin sie athmen.
Vermöge dieses Gesetzes wird das Lebende von
zufälligen Einwirkungen in gewissem Grade beherrscht,
doch weit weniger, wenn es ganz seiner Selbstthatig-
keit überlassen ist, als im gezwungenen Zustande,
*) Reise in das südliche Polaimeer. A. d. Engl. Weimar 1827. S. 83.