in Stickgas keimten. *) Allein da diese Versuche mit
Stickgas angestellt wurden, das durch Wasser gesperrt
war, und bei einer solchen Sperrung sehr bald atmosphärische
Luft zu dem eingeschlossenen Gas dringt,
so beweisen sie und alle ähnliche Beobachtungen nur,
wräs freilich auch andere Thatsachen darthun, dafs
zum Anfachen des Embryonenlebens nur eine geringe
Menge SauerstofFgas nöthig ist. Wo ein Thierei sich
in einem vegetabilischen oder animalischen Körper
entwickelt, da hat entweder die atmosphärische Luft
Zugang zu der Höhle, worin es sich befindet, oder,
ist diese ganz verschlossen, wie die des Uterus der
Säugthiere, so erhält es aus dem Blute der Mutter
den Bedarf an Sauerstoff. Dafs gelegte Eier der
Thiere nicht zur Entwickelung kommen, sowohl wenn
die atmosphärische Luft keinen Zutritt zu ihnen hat,
als wenn sie in irrespirabeln Gasarten eingeschlossen
sind, beweisen die Erfahrungen Reaumur’s über das
Ausbrüten der Hühnereier unter Wasser, V ib o r g ’s
über den Einflufs jener Gasarten auf eben diese Eier ** *)
und H e r o ld ’s ***) über die Einwirkung derselben
auf die Eier der Spinnen.
Bei den Pflanzen und den kaltblütigen Thieren
wird die Ausbildung des Embryo durch eine höhere
Temperatur, die jedoch gewisse Gränzen nicht überschreiten
darf, beschleunigt. Im Pflanzenreiche zeigt
*) Biologie. B. 2. S. 476.
**) T ie d em a n u ’s Anat. und Naturgesch. der Vögel. Th. 2. S. 143.
***) Untersuchungen über die Bildungsgeseh. der wirbellosen Thiere
im Ei. Th. 1. S. 5.
dies die tägliche Erfahrung. Bei den Hydern steht
sowohl das Sprossentreiben überhaupt, als die Zeit
der Bildung der Sprosse und ihres Zusammenhangs
mit der Mutter in gradem Verhältnifs mit der Wärme
der Atmosphäre und der Menge der Nahrung, welche
die Mutter und die schon ausgebildete Sprosse bekömmt.
*) Die Entwickelung der Spinneneier läfst sich
nach Willkühr beschleunigen oder auf halten , je nachdem
man einen stärkern oder gelindem Grad der
Wärme darauf wirken läfst. **) Die Eier der Weinbergschnecke
sähe Gaspard ***) sich bei 20° Wärme
binnen 21 Tagen, bei 12° Grad binnen 38 Tagen,
und bei 6 bis 8° erst binnen 45 Tagen entwickeln.
Aehnliche Erfahrungen machte er an den Eiern der
Frösche. Bei den Vögeln, deren Eiern von der brütenden
, warmblütigen Mutter ein bestimmter Grad von
Wärme mitgetheilt wird, läfst sich zwar auch die
Entwickelung der Frucht durch eine künstliche höhere
Temperatur anfänglich etwas befördern. Aber diese
Beschleunigung zieht immer den Tod des Fetus vor
seiner Reife nach sich.j-) Ob wie die Wärme, so
auch ein gröfserer Gehalt des Mediums an SauerstofFgas
auf die Ausbildung des Embryo einen beschleunigenden
Einflufs hat, darüber fehlt es an Erfahrungen. Wir
w issen nur, dafs das reine SauerstofFgas dem Keimen der
Pflanzen vielmehr nachtheilig als vortheilhaft ist, -j-j-)
*) T rem b ley Mém. p. 158. 178.
**) He ro ld a. a. O. S. IX.
***) A. a. O. p. 335.
t) P fe il de evolutione pulli in ovo incubato. Berol. 1823. p. 8.
t t ) Biologie. B. 2, S. 476.