durch die Saugadern und die Bewegung derselben in
diesen und im Brustgange, lassen sich ohne Voraussetzung
des Mitwirkens der Gefäfse und chemischer
Kräfte so wenig bei den hohem als bei den niedern
Thieren erklären. Das Anschwellen ist nicht möglich
ohne Erweiterung einiger und gleichzeitige Zusammenziehung
anderer Gefäfse des turgescirenden Theils.
Können diese Veränderungen unter gewissen Umständen
in höherm Grade statt finden, so können sie in minderm
Grade beständig vorhanden seyn. Man sieht zwar unter
dem Microscop keine Zusammenziehungen und Erweiterungen
in den Gefäfsen. Man kann aber unter diesem
das Fliessen des Bluts nur in den Haargefäfsen beobachten,
worin sie freilich wohl fehlen. In den gröfsern
Arterien, wo sie als vom Herzen nach den Zweigen
derselben fortschreitend anzunehmen sind, und zw'ar
dergestalt, dafs an jeder Stelle auf eine Erweiterung
eine Zusammenziehung folgt, lassen sie sich von den
Wirkungen, die der Antrieb des Herzens auf die
Gefäfse hat, nicht unterscheiden.
Da jeder Theil, indem er eine Anziehung gegen
gewisse Bestandtheile des Bluts und eine Abstossung
gegen andere äussert, dabei auf eine, seiner Natur
entsprechende Art wirkt, so mufs das Blut in jedem
Gefafszweig von eigener Beschaffenheit seyn. Diese
B a u m g ä r tn e r will dagegen gefunden haben, dafs bei Fröschen nach
der Durchschneidung des ischiadischen Nerven die Blutbewegung fortdauert.
(Salzburger med. Chirurg. Zeitung. 1829. No. 88. S. 169.) Diese kehrt
freilich zurück. In den ersten Augenblicken nach der Operation ist sie
aber in den Blutgefäfsen der Schwimmhäute, des Schenkels, woran die
Operation gemacht wurde, ganz gehemmt, jjj
Folgerung wird auch durch die Versuche Pr^vost’s,
Dumas’s, S e g a la s ’s, V au q u e lin ’s und M a y er’s
bestätigt, nach welchen bei exstirpirten Nieren sich
Harnstoff aus dem Blute abscheiden läfst und die
Aussonderung einer dem Urin an Farbe, Geruch und
Geschmack ähnlichen Flüssigkeit durch andere Secre-
tionsorgane eintritt.*) Was dem Blute durch die Anziehung
entzogen wird, setzt sich als ein schleimiger
Saft in dem Schleimgewebe ab, wovon jeder Theil
in seinem Innern ganz durchdrungen ist, und dieser
Saft ist das Material für alle Ernährung, alle Absonderungen
und Aussonderungen. Die Bildung desselben
in einer bestimmten Qualität und an einer bestimmten
Stelle ist für die Erhaltung der Gesundheit und des
Lebens nicht blos darum nothwendig, weil er zur
Erzeugung und Erhaltung eines festen oder flüssigen
Theils dienet, der vermöge seiner Thätigkeit ein Glied
des Ganzen ist, sondern auch deswegen, wreil schon
an und für sich die Erzeugung und Erhaltung dieses
Gliedes, ohne Rücksicht auf die Thätigkeit desselben,
den gesunden Zustand aller übrigen bedingt. Der Absatz
der Knochenmaterie in das System der Knochen
dient zur Erhaltung dieses Systems, ohne welches für
die Wirbelthiere keine willkührliche Bewegung möglich
ist. Die Hemmung desselben hat aber auch schon
ohne Beziehung auf diesen Zweck nachtheilige Folgen
für das Ganze. In dieser Hinsicht steht also jeder
*) Journal de Physique. T. XCV. p. 212. Journal de Physiol. par
M a g e n d ie . T. I. p. 354. Zeitschrift für Physiologie. B. 2. S. 264. Man
vergl. W ö h l e r ’s Bemerkungen ebendas. B. 1. S. 311.
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