Es giebt zwar zwischen ihren Zellen Gänge, die
netzförmig mit einander verbunden sind. Aber diese
ßind blofse Zwischenräume ohne eigene Häute. Das
thierische Gew'ebe hat nicht Zellen, sondern Bläschen
als Elementartheile, und die Gefafse desselben sind
immer zerästelt. Wenn auf der Gränze des Thier- und
Pflanzenreichs Wesen Vorkommen, in deren Innerm
die starren Zellen des vegetabilischen Gewebes nicht
zugegen sind und die keine Gefafse haben, so sind
dies solche, von denen es immer zweifelhaft bleibt,
ob sie zu den Pflanzen, oder zu den Thieren gehören,
welche Charactere der vegetabilischen und animalischen
Organisation angenommen werden mögen.
Es läfst sich voraussetzen, dafs in der Bildung
des Embryo, seiner Umhüllungen und der ihm an-
gehörigen Gebilde schon die Bildung des gauz entwickelten
Organismus angedeutet ist, dafs gröfserer
Mannichfaltigkeit in dieser auch gröfsere in jener, so
wie Einfachheit der erstem geringere Zusammensetzung
der letztem entspricht, und dafs Verwandtschaft der
organischen Wesen sich auch durch Aehnlichkeit ihrer
Eier und Embryonen zu erkennen giebt. Die Auffindung
dieser Aehnlichkeiten hat grofse, zum Theil
gar nicht zu hebende Schwierigkeitee bei den Thieren,
aber weit geringere bei den Pflanzen. Die, von der
Bildung des Embryo und seiner Umgebungen hergenommenen
Charactere haben sich auch als die tauglichsten
zur natürlichen Anordnung der Pflanzen bewiesen.
Sie sind die Grundlage des Jus s ieuschen Pflanzensystems,
das ich als bekannt voraussetzen mufs.
Die Thiere versuchte zuerst Rudolphi*) nach
dem Bau ihres Nervensystems einzutheilen. Er unterschied
sie in solche, bei welchen dieses System deutlich
wahrzunehmen ist, und in Thiere ohne sichtbare
Nerven. Aber eine Trennung, die bios subjective Gültigkeit
hat, kann für die Biologie nicht von Werthe
seyn. Für die Thiere der ersten Abtheilung sind von
Rudolphi blos die allgemeinsten Unterschiede der
Classen angegeben. Ich habe mich viel mit diesem
Gegenstände beschäftigt. Was ich liefern kann, sind
zwar nur noch Bruchstücke. Ich zweifle aber nicht,
dafs sich diese zu einem glänzenden Ganzen gestalten
können, wenn man sie gehörig anwenden und die
Lücken zwischen ihnen I ausfüllen wird.
Nach meiner Ansicht giebt es zwei grofse Abtheilungen
des Thierreichs: die eine besteht aus den
Thieren,' die ein w'ahres, in einer Wirbelsäule eingeschossenes
Rückenmark besitzen, welches denen
der andern Classe fehlt. Bei den erstem liegt immer
das ganze Gehirn über dem Schlunde, enthalten in
einer eigenen knöchernen Capsei, dem Schädel. Bei
den letztem wird entweder von einer einzigen hirn-
ähnlichen Masse, oder von mehrern, durch Stränge
von Nervensubstanz unter sich verbundenen Knoten
ein Ring um den Schlund gebildet; die dem Hirn
zu vergleichende Substanz liegt theils über, tlieils
unter dem letztem; es giebt für sie keine eigene,
knochen- oder kornartige Capsel, wodurch sie von
*) Beiträge zur Anthropologie und allgemeinen Naturgeschichte.