gebe den übrigen Sauerstoff mit etwas Stickgas wieder
von sich. Diese Erklärung ist aber ebenfalls nur hypothetisch.
Eine dritte Reihe von Versuchen Saus-
su re’s beweiset, dafs die Blätter der meisten Gewächse
im Dunkeln wieder auf die entgegengesetzte Art wrie
am Sonnenlichte wirken, indem sie Sauerstoffgas ab-
sorbiren und kohlensaures Gas aushauchen. Einige
Abweichungen hiervon zeigen manche Pflanzen mit
fleischigen Blättern. Aber diese nehmen auch zum
Theil durch ihre Blätter mehr Feuchtigkeit aus der
Atmosphäre als durch ihre Wurzeln aus dem Boden
auf, und sind deswegen zu reinen Erfahrungen über
das Athmen der blofsen Luft nicht geeignet. Die Pilze
hauchen sogar eine bedeutende Menge WasserstofFgas
aus, doch nur unter Wasser. In der Luft scheiden
sie kohlensaures Gas aus.*)
Es läfst sich hieraus nichts anders schliessen, als
dafs die atmosphärische Luft für die Gewächse überhaupt
nur Mittel ist, die zum vegetabilischen Leben
nothwendige Mischung zu behaupten; dafs sie, wenn
auch nicht gar keinen, doch nur einen geringen materiellen
Beitrag zu dieser Mischung giebt, und dafs
die hierzu erforderlichen Stoffe nur kohlensaures Wasser
liefern kann. Wäre diese Folgerung nicht richtig, so
würde die vegetabilische Ernährung auch ohne alles
Wasser möglich seyn müssen. Es giebt zwar Gewächse,
besonders unter denen mit fleischigen Blättern, z. B.
das Epidendrum Flos aeris, welche wachsen, ohne
*) Annales de Chemie. T. XL. p. 318.
auf einem Boden zu wurzeln.*) Aber diese wachsen nur
in einer feuchten Atmosphäre, und es läfst sich aus dem
Beispiel, welches sie geben, weiter nichts schliessen,
als das für einige Vegetabilien schon in Wasserdünsten
aufgelöste Kohlensäure zur Ernährung hinreichend ist.
Eben so verhalten sich gegen die Atmosphäre
auch die Thiere. Diese athmen im Allgemeinen ebenfalls
nicht, um das Geathmete in Blut und Fleisch
zu verwandeln, sondern um den Sauerstoff der Atmosphäre
zu absorbiren und dagegen kohlensaures
Gas und Stickgas auszuleeren. Es findet aber zwischen
der Respiration der Pflanzen und dem Athmen der
Thiere der wuchtige Unterschied statt, dafs dieses bei
den letztem ganz unabhängig von der Einwirkung des
Lichts ist und, solange sie sich in atmosphärischer
Luft befinden, in einem Austausch von kohlensaurem
Gas gegen das Sauerstoffgas der Atmosphäre besteht.
Diese gleichzeitige Exhalation und Absorbtion ist im
ganzen Thierreiche herrschend. Sie geschieht vorzüglich
durch die Lungen oder Kiemen, doch in
minderm Grade auch durch die ganze Oberfläche des
Körpers, und bei denen niedern Thieren, die gar
keine eigene Respirationsorgane zu besitzen scheinen,
blos durch die letztere. Für die Fische ist diese Haut-
atlimung von P ro v e n ç a l und Humboldt,**) für die
Amphibien von S p a lla n za n i -j-) und E dw a rd s, f f )
*) Biologie. B. 2. S. 460.
**) Mém. de la Société d’Arcueil. T. II. p. 392.
t ) Mém. Sur la respiration, p. 72.
f t ) De l’influence des agens physique sur la vie. p. 12. §. 4.
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