einsehen, wie diese Kraft durch die Art des Einflusses
der veranlassenden zufälligen Ursache verhindert seyn
kann, auf das Aeussere des entstehenden Wesens zu
wirken.
Die veranlassende Ursache findet wrohl immer
schon beim Durchgänge der Eier durch die Muttertrompeten
statt. Sie kann eine blofse Zusammenziehung
einer Stelle dieser Organe um ein einzelnes Ei
oder um zwei, gleichzeitig und neben einander hindurchgehende
Eier seyn, wodurch jenes gedrückt wird,
oder diese in einer gewissen gegenseitigen Lage zusammengedrückt
werden. Im letztem Fall kann nach
dem verschiedenen Grad der Zusammendrückung und
nach dem verschiedenen Verhältnifs der Lebensstärke
des einen Eies gegen das andere mehr Einheit oder
mehr Duplicität des Bildungsprincips bei der Entwickelung
des Verbundenen eintreten. Im Innern der
ganz verschmolzenen Theile wird immer Einheit seyn
müssen. Diese Einheit kann aber nicht ohne Wirkung
auf die Bildung der übrigen getrennten Organe bleiben,
und deswegen zeigen sich bei allen doppelten Mifs-
geburten, die nicht blos an der Haut Zusammenhängen,
auch in diesen Theilen immer Abweichungen vom
gesetzmäfsigen Bau. Es ist ferner eine totale Verschmelzung
der Keime eines Zwillingspaars möglich,
wovon der Erfolg nach der verschiedenen Individualität
beider Keime sehr verschieden seyn mufs. Es
kann der eine sich zum andern wie Positives zum
Negativen verhalten, und der positive den negativen
ganz vernichten. Es kann diese Vernichtung auch
partiell seyn und sich in der Bildung einzelner Organe
oder Gruppen von Organen dergestalt äussern, dafs
das Product eine einfache, vollständige Frucht ist,
in welchem einige Theile von einem andern Bildungs-
princip nach einer andern Richtung als die übrigen
erzeugt sind und z. B. eine der normalen ganz entgegengesetzte
Lage haben. Es können endlich beide
Keime ganz oder theilweise in das Verhältnifs des
Positiven zum Positiven stehen und ein Product geben,
welches im Ganzen oder im Einzelnen sich blos durch
ein Luxuriiren der bildenden Kraft auszeichnet.
Dafs in zufälligen, und zwar mechanisch wirkenden
Ursachen ein Grund vieler Mifsbildungen liegen
müsse, wrurde längst schon von vielen Naturforschern
anerkannt. Wenn sie diesen Grund aber für den einzigen
ansahen, so wurde dagegen mit Recht die
Einwendung gemacht, bei den doppelten Mifsgeburten
sey nicht nur innerhalb, sondern gewöhnlich auch
ausser dem Bezirk der Vereinigung beider Körper der
innere Bau oft ganz verschieden von dem, welcher
vorhanden seyn müfste, wenn die Körper blos mit
einander verwachsen wären. Aber mit Unrecht gingen
einige Schriftsteller*) zum entgegengesetzten Aeus-
sersten über, leugneten allen Antheil mechanischer
Ursachen an der Entstehung der Mifsgeburten, und
leiteten diese von einer durch sonstige Ursachen veränderten
Richtung und Energie der bildenden Kraft ab.
Um folgerecht zu seyn, hätte man auch behaupten
*) Besonders Meckel in seinem Handb. der pathol. Anai. B. 1.
S. 25 fg.