Pflanze nothwendig, um ihrer Natur gemäfs zu wachsen.
Hingegen ertragen alle Gewächse und vielleicht auch
wohl alle Thiere beim Keimen und im Embryonenzustande
einen weit hohem Grad von Wärme als
nach dem Keimen und nach der Geburt, und der
ausgebildeten Pflanze sind manche Gifte, z. B. der
Kampher, weit nachtheiliger als dem Saamenkorn. *)
Die verschiedene Abhängigkeit der verschiedenen Thier-
und Pflanzenarten von verschiedenen Graden der äussern
Einflüsse erhellet aus der Beschränktheit ihrer physischen
Verbreitung. In Rücksicht auf den Grad der
Wärme läfst sich annehmen, dafs keine Fortdauer des
Lebens in einer Hitze, die 70° R. übersteigt, und
wohl Fortdauer des Lebens, aber kein Wachsthum
in einer Kälte, die mehrere Grade unter dem Gefrier-
puncte ist, statt finden kann. Man fand Algen, Mar-
chantien und Lycopodien in heissen Quellen wachsend,
deren Temperatur 56 bis 59°, ja sogar zwischen 68
und 69° R. betrug, und den Turbo thermalis in Wasser
von 40° R. Wärme lebend. **) Ich kenne aber keine
zuverlässige Beobachtung von Pflanzen, die in einer
*) G ö p p e rt in Po g g e n d o rff’s Annalen der Physik. 1828. N. 10.
S. 243.
**) Biologie. B. 2. S. 15 fg. Die hier angeführte Beobachtung
S o n n e r a t’s von Fischen in heissen Quellen bedarf aber, nach einer
Anzeige in den Suppl. a l’Hist. nat. de Buffon, T. V, p. 540 der
Lausanner Ausgabe, einer Berichtigung. Andere neuere Beobachtungen
über vegetirende Pflanzen in heissen Quellen finden sich in C. von
S te r n b e r g ’s ßeise in die Khetisclien Alpen. S. 32. Dessen Reise
durch Tyrol in die Oesterreichischen Provinzen. S. 73. B a r row ’s Reise
nach Cochinchina. Uebers'. von E h r mann. S. 187. H um b o ld t’« und
B o n p la n d ’ s Reise in die Aequinoctialgegenden des neuen Continents.
Th. 3. S. 145.
Hitze von 70° R. vegetirten, und keinen Beweis, dafs
wirkliches Wachsthum in einer Kälte vor sich geht,
die bedeutend unter der Temperatur des gefrierenden
Wassers ist, und wobei die Pflanze oder das Thier
nicht auf irgend eine Weise dagegen Schutz hat.
Gewisse Einwirkungen befördern oder beschränken,
wenn sie sich verändern, nur von gewissen Seiten das
Wachsthum, und die Folgen derselben können durch
Veränderung anderer, gleichzeitiger Einflüsse modifient
werden. Viele Pflanzen wachsen auch, und selbst
üppig, bei einem geringem Grade von Licht und in
einem andern Boden, als sie an ihrem natürlichen
Standorte haben, kommen aber dabei nicht zur Blüthe,
oder bringen nur taube Saamen. Hingegen blühen zuweilen
solche, die sonst nicht zum Blühen zu bringen
sind, wenn man sie verhindert, ins Laub zu schiessen,
indem man sie trocken hält. Die Entziehung der
Feuchtigkeit ist nicht, wie Linné und Andere behaupteten,
Bedingung der Entwickelung der Blüthe.
F. G. Gärtner, der sich gegen diesen Satz erklärte,
hat ganz Recht, wrenn-er behauptet, die nehmliche
Pflanze trage unter gleichen Umständen bei reichlicher
Nahrung mehr und vollkommnere Blüthen als bei
kärglicher Nahrung. *) Aber soviel ist auch gewifs,
dafs bei Mangel an Nahrung die ganze vegetative
Thätigkeit mehr auf die Erzeugung der Blüthen als
der übrigen Theile gerichtet ist. Wenn luxuriirende
Gewächse mehr ins Laub schiessen, als Blumen und
*) Naturwissensch. Abband), einer Gesellsch. in Wüi'temberg, B. 1.
H. 1. S. 107.