oder in den Sack, aus welchem in der Folge die
Cloake und Harnblase entstehen, öffnen. Diese, zuerst
von C. F. W o lff wahrgenommenen, von Okert
wieder aufgefundenen, von R a th k e, J a cob son <f)
und J. Müll er weiter verfolgten und unter dem
Namen der falschen Nieren, der Okenschen oder
Wolffschen Körper beschriebenen Theile vertreten
ohne Zweifel anfangs die Stelle der Nieren: denn
sie verschwänden mit dem Erscheinen dieser Eingeweide.
Sie sind aber vielleicht auch Stellvertreter
aller andern, noch nicht vorhandenen Absonderungswerkzeuge,
da sie besonders auch dem Entstehen der
Leber vorhergehen. Sie finden sich bei allen Säug-
thieren, Vögeln und Amphibien, und dauern bei den
Fröschen und Salamandern während deren ganzen
Larvenzustandes fort. Sie haben endlich Aehnlichkeit
in ihrem Innern Bau mit den Nieren der Fische. Es
ist ungewifs, ob sie auch bei diesen Thieren vorhanden
sind. Finden sie sich bei denselben nicht,
so ist ihr Daseyn durch das, dem Athmen durch
Lungen vorhergehende Athmen im Flüssigen bedingt.
Die Periode der entwickelten Nabelstranggefafse
ist die der Vollendung des Fetus. Ausser den Zeu-
gungstheilen, deren Entstehung in diese Zeit fällt,
waren alle seine übrigen Organe vorher schon an-t
gefangen, nur noch nicht ganz entwickelt. Die Ausbildung
geschieht im Allgemeinen durch Trennung
des Gleichartigen in ungleichartige Theile und Ver’*')
Die Okenschen Körper oder die Primordialnieren. Kopenh. 1830.
*+) Bildnngsgeschichte der Genitalien. Düssseldorf 1830.
bindung des Ungleichartigen, Verkleinerung auf der
einen Seite und Verlängerung auf der andern, Ver-
schliessung des Offenen und Oeffnung des Verschlossenen.
Man kann weder sagen, sie geschehe blos von
Innen nach Aussen, noch das Gegentheil behaupten.
Manche Theile sind nach Aussen schon sichtbar,
wrenn sie sich nach Innen noch nicht verfolgen lassen.
Aber der Weg, den sie bei ihrem Wachsthum nach
Innen zu nehmen haben, ist ihnen durch eine von
Innen nach Aussen gehende Kraft vorgezeichnet, die
bei den Wirbelthieren vom verlängerten Mark und
Rückenmark, bei den wirbellosen vom Bauchstrange
aus auf das Ganze wirkt. Diese Organe gehören
daher zu den ersten, die sich bei allen Thieren
bilden, sobald der Fetus im Umrifs entworfen ist.
Für die Folge der übrigen Theile läfst sich kein
Gesetz aufstellen, das für alle Thierclassen passend
wäre. Bei den Wirbelthieren bildet sich das
Herz schon in einer sehr frühen Zeit; bei den Cru-
staceen und Insecten erscheint es weit später. Bei
allen diesen Vorgängen zeigen sich die Kräfte des
Lebens als etwas, das vor der Entstehung des. Festen
im Flüssigen und durch das Flüssige wirksam ist.
Wenn im Embryo der Vögel die Rückenplatten schon
zu verwachsen anfangen, die Höhlungen des Hirns
und Rückenmarks, ja selbst die Rudimente der Augen
sich schon zeigen, wenn also gewifs schon Nerven-
wirkungen statt finden, so ist doch in jenen Höhlungen
noch blofses Wasser enthalten. * *)
*) Von Baer über Entwickelungsgeschichle der Thiere. Th. 1. S. 253.
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