liegende Theil des Nahrungscanals das Secretionsorgan
jenes Safts seyn. Der Magensaft der Vögel, die einen
Knorpelmagen haben, wird im Vormagen erzeugt und
gelanget aus diesem mit dem Futter in den Knorpelmagen.
Das Futter wird hier zu gleicher Zeit zerrieben
und aufgelöst. Bei vielen wirbellosen Thieren hingegen
scheint der Magensaft den Speisen erst zugemischt zu
werden, nachdem diese im Zahnmagen zerrieben sind.
So hat bei den Heuschrecken der Nahrungscanal gleich
hinter dem Zahnmagen zwei blinde Säcke, die inwendig
mit blättrigen Falten besetzt sind und die Absonderungswerkzeuge
des Magensafts zu seyn scheinen.
Dafs dieser Saft bei den Säugthieren und
Vögeln von saurer Beschaffenheit ist, bewiesen schon
alle zuverlässige frühere Erfahrungen über die Reac-
tion desselben. Ich fand ihn ebenfalls so bei den Vögeln.*)
Durch T ied em an n ’s und G m elin ’s Versuche**)
ist es jetzt ausgemacht, dafs er bei allen
Wirbelthieren eine freie Säure enthält. Die Erfahrungen
dieser Schriftsteller zeigen zugleich, dafs er nur dann
abgesondert wird, wenn der Magen angefüllt oder
gereizt ist, und dafs der Zuflufs desselben zu den
Speisen mit der mehr oder weniger reizenden Qualität
der letztem in Verhältnifs steht. Sie bestätigen aber
auch, was ebenfalls schon ältere Beobachtungen lehrten,***)
dafs bei den Thieren mit einem vielfachen
Magen nicht in allen diesen Theilen eine saure Flüs-
*) Biologie. B. 4. S. 351.
**) A. a. O.
***) Biologie. B. 4. S. 352. 353.
sigkeit secernirt wird, sondern dafs bei den Wiederkäuern
nur im dritten und vierten Magen ein saurer,
hingegen im ersten und zweiten ein alkalischer Saft
enthalten ist. Bei den wirbellosen Thieren ist im
Magen keine Säure befindlich. Dafs mehrere Insecten
einen alkalischen Magensaft haben, ergab sich schon
aus frühem, von Ramdohr und mir angestellten
Versuchen,*) und ist nachher auch von Rengger**)
bemerkt worden. Es läfst sich hieraus erklären, wie,
nach einer Beobachtung H o lt’s,***) schwefelsaurem
Zink, wovon eine Spinne gefressen hatte, durch den
Verdauungsprocefs ein Theil seines Oxyd’s entzogen
seyn konnte.
Ich stellte im 4ten Bande der Biologie (S. 358 fg.)
die Vermuthung auf, die Säure des Magensafts der
Wirbelthiere rühre von Milchsäure, Salzsäure und
Flufssäure her. Die Milchsäure, die man als einerlei
mit der Essigsäure befunden zu haben glaubt, ist auch
von T iedemann und Gmelin ajs ein Bestandtheil
jenes Safts dargethan. Diese fanden Salzsäure ebenfalls
darin, welche auch Pr out darin antraf, und in
einigen Fällen auch Buttersäure. Flufssäure hingegen
konnten sie nicht daraus darstellen, j-) Die Gegenwart
dieser Säure im Magensaft bleibt mir aber dessen
ungeachtet wahrscheinlich. H anco ck hat die Frage
aufgeworfen: Was aus dem Sande wird, den die
*) Biologie. B. 4. S. 355.
**) Physiolog. Untersuchungen über die thierische Haushaltung der
Insecten. S. 8 fg.
***) Annals o£ Philos. Vol. XII. p. 454.
t) Tiedemann und Gmelin a. a. O. B. I. 3. 150. B. 2. S. 138.