Venen im Körper zu entdecken.-* *) Mit der Gegenwart
von Nerven ist also nicht immer die von Venen
in menschlichen Mifsgeburten verbunden. Es ist mir
aber kein Beispiel bekannt, dafs man in einem solchen
Körper Arterien ohne Nerven gefunden hätte, die
nicht etwa, wie in dem Clarkeschen Fall, blofse
Zweige der Nabelarterie waren, sondern, wie bei
Wins low’s Mifsgeburt, aus einem eigenen Stamm
entsprangen. Diese Bèmerkung stimmet mit dem Resultat
überein, worauf die Entwickelungsgeschichte des
Embryo im Ei der Vögel führt, y ) dafs die Nerven
und Arterien sich bei ihrer Entstehung wechselseitig
bedingen, die Venen aber sich in gewissem Grade
unabhängig von den Nerven, schon vor dem Sichtbarwerden
des Gehirns und Rückenmarks zeigen.
*) Mém. de PAcad. des sc. de Paris. A. 1740. p. 815, 831 der
S°. Ausg. Bemerkenswerte ist es auch, dafs die Arterien dieses Fetus
statt rothen Bluts eine weisse, lymphatische Flüssigkeit enthielten.
**) M. s, oben S. 88.
VIERTES BUCH.
Wachsthum, Blüthe und Abnahme
des Lebens.
Alles Lebende hat eine Periode des Wachsthums,
der Blüthe und des Absterbens. Die allgemeinen Gesetze
und Bedingungen dieser Veränderungen sind
die des entwickelten Lebens selber. Mit Erforschung
der einen werden uns auch die andern gegeben seyn.
Von den Bedingungen können wir hier aber nur die
äussern in Betrachtung ziehen. Zu den innern gehören
alle Verrichtungen der einzelnen organischen Pheile,
die sich erst in den folgenden Büchern werden untersuchen
lassen.
Jene Perioden stehen bei jeder Art der lebenden
Wesen in einem gewissen gegenseitigen Verhältmfs.
Die einjährigen Pflanzen wachsen schnell, sterben
aber auch sehr bald. Dasselbe ist der Fall mit vielen
Insecten. Unter den ausdauernden Gewächsen hingegen
gelangen mehrere erst nach vielen Jahren zur Periode
der Blüthe. Diese aber erstreckt sich bei ihnen auf
Jahrhunderte, und sie wachsen fort, solange diese
Periode dauert. Ihnen scheinen hierin manche Schild