Hunde sehr bald, wenn ihr Futter blos in Gummi,
Zucker und Stärkemehl besteht.*)
Aber wie ist es mit dieser Erklärung vereinbar,
dafs, nach T ied em an n ’s und Gmelin’s Versuchen,** *)
Gänse auch sterben, die blos Eiweifs, eine an Stickstoff
sehr reiche Substanz, zur Nahrung erhalten; dafs,
nach eben diesen Schriftstellern,***) bei Säugthieren,
denen der Ausführungsgang der Galle unterbunden
war und wobei also keine Galle in den Darmcanal
gelangen konnte, sich doch Milchsaft im Brustgange
fand; dafs bei den zweischaaligen Mollusken sich die
Galle schon in den Magen ergiefst, ehe noch die
Auflösung der Speise durch den Magensaft vor sich
gehen kann, und dafs bei den Insecten sich gar kein
Zutritt einer gallenartigen Flüssigkeit zum Chymus
nach weisen läfst? Hierauf läfst sich Folgendes antworten.
Es giebt für jede thierische Form eine bestimmte
Mischung der Bestandtheile des Körpers und es bedarf
zur Erhaltung dieser Mischung für die mehresten
Thierarten eines bestimmten gegenseitigen Verhältnisses
der Grundstoffe der Nahrungsmittel. Futter, das ein
Uebermaafs an Stickstoff hat, kann also dem Leben
auf die Dauer eben so nachtheilig werden als solches,
dem dieser Stoff ganz fehlt.
Dafs sich auch bei aufgehobenem Zuflufs der Galle
*) M a g e n d ie in M e c k e l’s Archiv für Physiologie. B. 3. S. 311.
T ie d em a n n und Gm e iin a. a. O. B. 2. S. 183 fg.
**) A. a. O. S. 197.
***) Ebendas. S. 1 fg.
zum Chymus noch Milchsaft bildet, beweiset nichts
gegen die Nothwendigkeit der Galle zur Bereitung
eines g esu n d en Chylus. Bei Gänsen, die blos mit
Gummi, Zucker und Stärkemehl, oder blos mit Eiweifs
gefüttert werden, wird auch aus diesen Materien Milchsaft
gebildet. Ihr schnelles Abmagern und ihr baldiger
Tod beweisen aber, dafs dieser Saft zur Unterhaltung
der Gesundheit und des Lebens untauglich ist.
Die zweischaaligen Mollusken sind meist an dem
Boden, worauf sie sich befinden, für immer geheftet.
Sie haben nicht einmal Organe zum Ergreifen und
noch weniger zum Zermalmen des Futters. Sie können
sich nur von dem Schleim nähren, der in dem Wasser,
das sie einziehen, enthalten und darin schon soweit
aufgelöst ist, dafs er keiner Zumischung eines Magensafts
mehr bedarf, um gleich von der Galle zersetzt
zu werden. Diese Flüssigkeit mufs freilich auf jenen
rohen Schleim anders wirken, als auf den Chymus
der höhern Thiere, und daher von anderer Mischung
als die Galle der letztem seyn. Wir haben aber auch
von den Bestandtheilen der Galle der zweischaaligen
Mollusken noch gar keine Kenntnifs.
Die Insecten besitzen allerdings keine eigene Se-
cretionsorgane, die sich mit Wahrscheinlichkeit für
Stellvertreter der Leber annehmen lassen. Sie haben
aber auch keine einsaugende Gefäfse für den Milchsaft.
Dieser dringt bei ihnen auf eine ganz einfache Weise
durch die Häute des Flockendarms. Eben so kann
aber bei ihnen durch diese Häute auch ein galligei
Saft auf dem entgegengesetzten Wege aus der Bauch