zu beweisen gesucht hat,*) während zü derselben Zeit
von H ayne neue Gründe für die erstere Meinung
aufgestellt wurden. **) Man würde, wären jene Gefäfse
luftführend, nie sehen, was man doch täglich sehen
kann, dafs in einer ganzen Pflanze, die in gefärbtes
Wasser gesetzt ist, die Spiralgefäfse sich ganz mit
dieser Flüssigkeit füllen. In keinem Haargefäfs, das
an dem einen Ende verschlossen und voll Luft ist,
kann Wasser durch das offene Ende bis zu dem andern,
verschlossenen aufsteigen. In einem Insect, das
man unter Wasser öffnet, bleiben alle Tracheen, die
nicht an beiden Enden zerrissen oder zerschnitten sind,
mit Luft angefüllt. Es würde auch nicht möglich seyn,
dafs alle Zweige und Blätter einer welken Pflanze nach
dem Begiessen der Wurzeln sich so schnell wieder
aufrichteten, wie wirklich geschieht, wenn das Wasser
nicht auf einem kürzern Wege als von Zelle zu Zelle,
oder durch die Zwischengänge zwischen den Zellen,
von den Wurzeln bis zum Gipfel gelangen könnte.
Bohrt man einen Baum im Frühjahr, während die
Blätter noch nicht entwickelt sind, der Saft aber schon
aufzusteigen angefangen hat, bis auf die grofsen Gefäfse
an, so ergiefst sich eine Flüssigkeit, die kohlensaures
Wasser, vermischt mit etwas vegetabilischer
Materie, einigen Erden und Salzen, ist. Diese quillt
anfangs wohl zum Theil aus den, beim Anbohren
verwundeten Zellen. Aber der Baum würde sehr bald
*) L. W. T. Bise hoff de vera vasorum spiralium natura et
functione. Bonnae. 1829.
**) Isis. 1830. H. 5. S. 502<
erschöpft seyn und der Ausflufs nicht, wie bei spät
beschnittenen Weinstöcken der Fall ist, wochenlang bis
zur Entwickelung der Blätter, in sehr grofser Menge
und, wie Muncke’s Versuche zeigen,*) mit grofser
Gewalt fortdauern können, wenn der Saft blos aus
den Zellen käme. Wenn man dagegen einwendet,
durch die grofsen Gefäfse, die von unten erleuchtet
unter dem Microscop betrachtet werden, erschienen
doch die Lichtstrahlen gewöhnlich so gebrochen, wie
diese nur von saftleeren, durchsichtigen Röhren gebrochen
werden könnten, so bedenkt man nicht, dafs
bei der Pressung, welche die Gefäfse vom Messer
während der Zubereitung zur Untersuchung erleiden,
der Saft aus ihnen herausgedrückt werden mufs, und
dafs sich von dem Zustand, wrorin sie durch dièse
Behandlung versetzt werden, nicht auf ihre natürliche
Beschaffenheit schliessen läfst. B i s ch o f f sagt in seiner
angeführten Schrift: man sehe, wenn pian einen frischen
Pflanzenstengel, der mit dem untern' Ende in einem
Gefäfs mit Wasser steht, mit diesem Gefäfs unter die
Glocke der Luftpumpe bringt und die Luft verdünnet,
aus den obern Enden der Spiralgefäfse desselben Luftblasen
hervordringen, und diese seyen um 7 bis 9 p. C.
reicher an Sauerstoffgas als die atmosphärische Luft.
Aber das nehmliche Resultat würde B is c h o f f auch
erhalten haben, wrenn er den Versuch mit todten
Pflanzenstengeln, mit baumwollenen Fäden und andern
porösen Substanzen gemacht hätte. Die im FIufsWasser
*) F o g g e n d o r f f ’s Aunalen dev Physik.