der Blätter treiben und die Haut, wovon die ganze
Kiemenmasse umgeben ist, anschwellen machen kann,
so bilden die Blätter doch mit einander keine Säcke.
Es können daher diese Theile nicht für Lungen gelten,
wofür sie J. M ü ller erklärt hat.*) Sie sind keiner
andern Veränderung fähig als einer Zusammendrückung
durch die hornartigen Decken, worunter sie liegen;
die der übrigen erwähnten, unter Wasser athmenden
Crustaceen hingegen werden entweder unmittelbar bei
den meisten Krebsen und den Asseln, oder mittelbar
durch die Gliedmaafsen, woran sie befestigt sind, bei
den Branchipoden bewegt.
Eine eigene Abweichung von dieser blätterartigen
Structur der Kiemen zeigen die zu Cyamus Latr.
gehörigen Crustaceen. Diesen sind die äussern Glieder
der Füfse des vierten und fünften Paars in lange,
etwas zusammengedrückte Cylinder verwandelt, worin
sich unter einer dünnen, doch festen und elastischen
äussern Haut eine lockere, poröse Substanz befindet,
deren Höhlungen das Blut durch eine Arterie zugeführt
und durch eine Vene wieder entzogen wird.
Es kann hierin nur ein langsames Athemhohlen statt
finden. Aber bei dem trägen Parasitenleben jener Thiere
bedürfen sie auch keiner lebhaften Respiration. Man
sieht überhaupt deutlich an den Crustaceen, wie die
Zahl, Ausdehnung und Bewegung der Kiemen mit
der Lebhaftigkeit der Thiere in Verhältnifs steht.
Die immerfort sich bewegenden Apusarten haben eine
*) Me ck el’» Archiv für Anatomie und Physiol. 1828. S. ,41. Isis.
B. 21. S. 707.
auffallend grofse Menge Kiemen, während die in einer
Schaale eingeschlossenen und sich darin meist leidend
verhaltenden Cyprisarten nur einen kleinen Apparat
dieser Organe besitzen.
Das nehmliche Gesetz bestätigt sich auch an den
wasserathmenden Mollusken, und unter diesen Thieren
herrscht ebenfalls eine grofse Mannichfaltigkeit in dem
Bau der Kiemen und deren Zusammenhang mit dem
übrigen Körper. Die auf dem Boden der Gewässer
langsam herumschleichenden Napfschnecken (Ancylus)
haben nur ein einziges, kurzes, schmales und ungete
ilte s Kiemenblatt, worin sich gar keine Gefafse
unterscheiden lassen. Bei den sehr beweglichen Ce-
phalopoden ist die Hälfte der Bauchhöhle von zwei
grofsen, kegelförmigen Eingew'eiden ausgefüllt, die
ganz aus über einander geschichteten, vielfach geteilten
und mit grofsen Blutgefäfsen versehenen
Kiemenblättern bestehen. Zwischen diesen beiden äus-
sersten Gliedern giebt es eine sehr grofse Verschiedenheit
der Formen. Die Gattung Pleurobranchus respirirt
auch durch Ein Kiemenblatt, wie die Napfschnecken.
Aber bei ihr ist dasselbe vielfach sowohl der Länge
als der Queere nach gefalten. Die Meerohren (Ha-
lyotis) und Patellen haben statt dieses Einen Blatts
eine Menge ähnlicher, reihenweise gestellter, zacken-
förmiger Blättchen, wie die meisten Fische. In mehrern
Gattungen der Gasteropoden bestehen die Kiemen
aus vielen Fäden wie beim Sandaal. Von dieser
Form entfernen sich dieselben wieder ganz bei den
Aplysien, deren Kiemen häutige Säcke sind, worin
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