C. F. Gärtner*) sind nicht einmal die, durch ungleichartige
Befruchtung erzeugten Saamen und Früchte
in irgend einer äussern Eigenschaft von den, durch
Befruchtung mit gleichartigem Pollen hervorgebrachten
verschieden. Der Unterschied zwischen diesen würde
aber doch wohl gröfser als der zwischen männlichen
und weiblichen Saamenkörnern seyn, wenn es einen
solchen gäbe. Dem keimenden Saamenkorn läfst sich
der Fetus der Thiere während der ersten Zeit seines
Entstehens in Rücksicht auf die Unbestimmtheit des
Geschlechts gleichsetzen. Findet man doch an ihm
selbst gegen die Mitte der Zeit seines Embryolebens
nur noch einsehr undeutliches Gepräge des Geschlechtsunterschieds.
Es ist also gewifs ein blofser Wahn,
wenn man in einigen Gegenden von Schottland glaubt,
der an dem breiten Ende des Vogeleies befindliche
Luftbehälter liege bei Eiern, die Männchen enthalten,
grade an der Spitze dieses Endes, hingegen bei denen,
die Weibchen einschliessen, der Spitze zur Seife,
ohngeachtet Ri tchie bei Versuchen, die er darüber
anstellte, die gröfsere Zahl der Resultate mit dieser
Volksmeinung übereinstimmend gefunden haben will.**)
*) Naturwissenschaft!. Abhandl. einer Gesellsch. in Würtemberg.
B. 1. H. 1. S. 60.
**) The Edinburgh philos. Journ. Vol. XI. p. 263. Da die Luftblage
schon in den unbefruchteten Eiern vorhanden ist und darin, wie in den
befruchteten, bald grade unter der Spitze des breiten Endes des Eies,
bald etwas seitwärts, liegt,.so schliefst R itch ie hieraus, dafs der Vater
keinen Einflufs auf das Geschlecht des Embryo hat, sondern dafs dieses
schon vor der Befruchtung bestimmt ist. Die Zahl der positiven und
negativen Erfahrungen ist aber von ihm nicht angegeben. Bei den negativen
bemerkt er: es könne dabei ein Irrthum statt gefunden haben,’
Der Gcschlechtsunterschied ist aber bei allen
Thieren, wobei Geschlechtsverschiedenheit statt findet,
bestimmt ausgeprägt, sobald dasselbe aufgehört hat,
Fetus zu seyn. Man findet, nach Herold,*) die
Keime der männlichen und weiblichen Zeugungstheile
schon in der, eben aus dem Ei gekrochenen Raupe.
Es können also selbst bei denen Thieren, die sich
ganz verwandeln, ehe sie ihr Geschlecht fortzupflanzen
fähig werden, nach dem Auf hören des Embryonenlebens
äussere Einwirkungen auf die Bildung des Geschlechts
keinen Einflufs mehr haben. Mit dieser Lehre
steht zwar eine angebliche Erfahrung in Widerspruch,
die in der letzten Hälfte des vorigen Jahrhunderts
von dem Pfarrer Schirach gemacht wurde. Derselbe
glaubte entdeckt zu haben, die Arbeitsbienen seyen
Weibchen (Königinnen) mit unentwickelten Geschlechts-
theilen; diese Organe blieben bei ihnen unentwickelt,
blos weil sie im Larvenzustande ein weniger reichliches
und weniger reizendes Futter als die Königinnen bekämen;
man könne also willkührlich jede Made, woraus
sonst eine Arbeitsbiene werden würde, zu einer Königin
aufziehen, wrenn man ihr königliches Futter verschaffte.
Der ältere Huber liefs über diese Angabe Versuche
anstellen, die sie zu bestätigen schienen, und sie
wurde allgemein für richtig angenommen, nachdem
eine Tochter des Naturforschers Jur ine Rudimente
weil es oft schwer halte, zu sagen, ob die Luftblase grade an der Spitze
des Eies, oder dieser zur Seite liegt. Aber der nehmliche Irrthum kann
ja auch bei den positiven Erfahrungen vorgegangen seyn, die also eben
so wenig als die negativen beweisen.
*) Entwickelungsgeschichte der Schmetterlinge. S. 12.
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