Fäden sind, seiner Beschreibung nach, anfangs ungegliedert
und haben einen halbflüssigen Inhalt. Später
gliedern sie sich und bekommen in jedem Gliede einige
Keimkörner. Diese Körner wachsen zu Bucephalen aus,
die erst bei völliger Ausbildung die Schleimfäden zu
verlassen im Stande sind. Aber auch hierbei bleibt
die Ungewifsheit, ob die Fäden nicht vorher lebend
und geringelt sind, ehe die Keimkörner sich in ihnen
erzeugen. Diese Voraussetzung ist wahrscheinlicher als
die entgegengesetzte. Es läfst sich eher ein unmittelbarer
Uebergang eines formlosen thierischen Safts in
ein geformtes Ganzes, als eine Entstehung von Keimkörnern
in einem leblosen Rudiment eines Thiers
denken. Die Erzeugung der Eingeweidewürmer bleibt
indefs der Punct, von dessen weitern Verfolgung wir
uns am ersten eine entscheidende Antwort auf die
Frage versprechen dürfen: ob Lebendes gebildet wird,
ohne von einem gleichartigen lebenden Wesen als
Sprosse oder Brut hervorgebracht zu werden?
Alle frühere Erfahrungen stimmen darin überein,
dafs nichts Lebendes aus blofsen Stoffen der
todten Natur entsteht. In neuern Zeiten w'ill man sogar
Beweise für das Gegentheil dieses Satzes gefunden
haben. Gruithutken*) sähe in Aufgüssen von reinem
Wasser auf Granit, Kohlenblende und Muschelmarmor
Infusionsthiere, und R e tziu s **) in einer Auflösung
von salzsaurem Baryt in destillirtem Wasser, die ein
*) Beiträge zur Physiognosie und Eautognosie. S. 100.
**) F r o r i e p ’s Notizen aus dem Gebiet der Natur- u. Heilkunde.
B. 5. S. 50.
halbes Jahr in einer, mit einem gläsernen Stöpsel
verschlossenen Flasche gestanden hatte, eine eigene
Confervenart sich bilden. Allein was G ru ith u isen
für Infusionsthiere hielt, waren gewifs nur unorganische
Molekülen, die bekanntlich nach R. B r ow n rs
Entdeckung ebenfalls in Wasser eigene Bewegungen
äussern. Auf jeden Fall läfst sich aus diesen, wie aus
allen andern Versuchen, W'obei die atmosphärische
Luft mit ihrem Gehalt an fremdartigen Stoffen im
Spiele war, nichts Sicheres schliessen. Es ist wahr,
die Protoplasten der ganzen lebenden Natur müssen
einst aus leblosen Stoffen erzeugt seyn. Aber sowenig
daraus, dafs in den frühesten Zeiten der Erde Granit
hervorgebracht wurde, folgt, dieser könne noch jetzt
entstehen, läfst sich aus dem ersten Ursprung des
Lebenden auf den jetzigen ein Schlufs ziehen.
E rz eu gu n g durch F o r tp fla n zu n g .
Es giebt nichts Lebendes, was nicht Lebendes
hervorzubringen ’ vermag. Die Arten der Hervorbringung
sind aber sehr mannichfaltig. Im Allgemeinen
lassen sich drei derselben annehmen: durch T h ei lung,
durch S p ro ssen und durch Eier. Die erste und
zwreite findet sich nur bei Pflanzen, Zoophyten und
Würmern. Die dritte ist allen lebenden Wesen eigen.
Die eine ist in der Regel nie gleichzeitig mit den
übrigen. Keine findet unter allen Umständen statt,
und manche Gewächse und Thiere pflanzen sich mehr
auf die eine, als auf die andere, einige auch blos
auf die eine Art fort.