wohl nicht blos durch die Wände der Venen, sondern,
wie auch Foderä*) aus seinen Versuchen schliessen
zu müssen glaubt, durch die Arterien. Die wirkliche
Einsaugung von Flüssigkeiten durch die Blutgefäfse
scheint eben dadurch verhindert zu werden, dafs diese
immer von Blute ausgedehnt sind und das Blut in
ihnen in immerwährender fortschreitender Bewegung ist.
Anders verhält es sich mit denen Venen, die sich
beim Entstehen des Fetus der Wirbelthiere bilden.
Diese stehen noch nicht mit Arterien in Verbindung
und wirken als Saugadern, solange der Gefafskreis
noch nicht in allen Theilen geschlossen ist. Wie mit
diesen, so kann es sich auch mit einem Theil des
Venensystems der wirbellosen Thiere verhalten. Wir
haben keinen Grund, der uns berechtigt zu schliessen,
dafs allen rückführenden Blutgefäfsen der Crustaceen,
Mollusken und Würmer zuführende entsprechen; es
sind im Gegentheile der Gründe viele, die beweisen,
dafs dies nicht 6tatt findet. Wenn sich also bei diesen
Thieren auch ein unmittelbarer Uebergang äusserer
Flüssigkeiten in die Blutmasse nachweisen läfst, so ist
daraus doch nichts in Beziehung auf die venöse Absorbtion
der Wirbelthiere zu folgern- Ist es doch selbst
nicht bewiesen, dafs bei den letztem alle Saugadern
sich zu einem oder einigen Stämmen insgesammt
erst vereinigen, ehe sie sich in das Venensystem er-
giessen. S ten son , Ha ie, R u y sch , Dreli'ncourt
und viele andere frühere Anatomen glaubten, beim
h) Recherches experiment, sur l’absorbtion et l’exhalation, p. 28. 49,
Menschen einen Uebergang einzelner Saugadern in Venen
gefunden zu haben.*) J. F. Me ck el der Vater**)
machte ebenfalls Erfahrungen, die einen solchen Uebergang
zu beweisen scheinen. In der neuesten Zeit beobachtete
ihn Fohmann***) bei Menschen, Robben
und Fischen. Diesen Autoritäten stehen zwar andere,
sehr wichtige der M a sca gn i, H ew son , Sömme-
rin g , R u d o lp h i u. s. w. entgegen. Aber die Gründe
dieser Gegner waren immer nur die: entweder es sey
bei den obigen Beobachtungen eine Saugader und
zugleich eine nahe liegende Vene zerrissen und das
eingespritzte Quecksilber habe sich aus der Saugader
in die Vene ergossen; oder es sey eine Vene gewesen,
was man für eine Saugader gehalten habe. Gegen den
ersten Einwurf läfst sich erinnern, dafs der Fall, wo
der Uebergang_des Quecksilbers aus einer Saugader
in eine Vene Folge von Zerreissung ist, nur dann
eintreten kann, wenn die Saugader unmittelbar an der
Vene liegt und beide an der Stelle, wo sie sich berühren,
dünnere Wände als an allen vorhergehenden
haben. Dieser Fall kann sich einmal unter vielen malen
ereignen. Aber in der Regel mufs doch eine doppelte
Wand mehr als eine einfache dem Andrange des Quecksilbers
widerstehen. Der zweite Einwurf kann ebenfalls
*) H a lle r de C. H. fabr. T. K p. 334.
**) Nova experira. et observât, de finibus renarum ac vasoruin
lymphatic, p. 5 sq.
***) Anat. Untersuchungen über die Verbindung der Saugadern mit
den Venen. Heidelb. 1821. Das Saugadersystem der Wirbelthiere. H. 1.
S. 46.