Das Athemhohlen.
Die zweite Art von innern Bewegungen der lebenden
Körper machen die des Athemhohlens aus.
Diese sind zwar nicht bei allen Thieren innere. Sie
ziehen sich aber um so mehr in das Innere zurück,
je höher die Stufe der Organisation ist, worauf sich
das Thier befindet. Die Organe, worin diese Bewegungen
Vorgehen, haben mit einander gemein, dafs
sie Flächen besitzen, unter welchen entweder .die ganze
Blutmasse, oder doch ein Theil davon einen Umlauf
macht; dafs diese Flächen dem unmittelbaren Einflufs
der atmosphärischen Luft oder des Wassers ausgesetzt
sind, und dafs dieselben ihre örtliche Beziehung gegen
das Medium des Athemhohlens durch eigene Bewegung
zu verändern fähig sind, um immer mit frischer Luft
oder frischem Wasser in Berührung zu kommen. Die
beiden erstem dieser Charactere passen auch auf die
ganze äussere Fläche des Körpers der Thiere. Diese
ist aber keiner eigenen Bewegung fähig und wird
deswegen hier nicht mit in Betrachtung gezogen werden
können, wenn sie auch in gewisser Rücksicht auf
ähnliche Weise wie die eigentlichen Werkzeuge des
Athemhohlens wirkt, worüber sich erst in der Folge
etwras Näheres wird bestimmen lassen. Aus demselben
Grunde wird hier auch von dem Athemhohlen der
Pflanzen, welches ebenfalls auf der ganzen äussern
Fläche des Körpers ohne Organe geschieht, die eine
eigene Bewegung haben, noch nicht die Rede 6eyn.
Das Athemhohlen geschieht fur das Blut. Dasselbe
steht deswegen mit dem Blutumlauf immer in
genauer Verbindung und ist gleich diesem eine rhythmische
Bewegung. Die Thiere der beiden höhern
Classen, in welchen das Blut einen grossem und
kleinem Kreislauf macht, sind aber von den übrigen
darin sehr verschieden, dafs in ihnen sowohl der Puls
als das Athemhohlen einen Typus hat, der innerhalb
gewisser Gränzen von äussern Einflüssen unabhängig ist,
während er in den letztem durch äussere Einwirkungen,
besonders durch den Grad der äussern Wärme, sehr
verändert wird. Bei den Säugthieren und Vögeln ist
auch die Zahl der Pulse in einerlei Zeit immer gröfser
als die der Athemzüge. Es gehen bei ihnen 3 bis 5
der erstem auf Einen der letztem. Bei mehrern Amphibien,
den Fischen und den meisten Insecten ist
umgekehrt das Athemhohlen häufiger als der Puls.
Die Mollusken hingegen athmen meist in sehr langen
und unregelmässigen Zwischenzeiten, ohne Unterbrechung
des nicht so langsamen Herzschlags. *) Die
kleinern Thiere athmen in der Regel Öfterer und
haben einen schnellem Puls als die gröfsern. Es re-
spirirt z. B. das Pferd ungefähr 16, der Mensch 18,
der Hund 24, Kaninchen, Meerschweinchen, Hühner
und Tauben über 3ümal in der Minute. Während eben
dieser Zeit beträgt die Zahl der Pulse beim Pferde 56,
beim Menschen 70, beim Hunde 90, bei den erwähnten
kleinern Thieren über 100. **) Diese Regel hat indefs
*) Biologie. B. 4. S. 258.
**) Biol. B. 4. S. 124. 156. P r é v o s t und Dumas haben eine Tafel
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