geweide, das man bald für ein eigenes Absonderungswerkzeug,
bald für eine Niere und bald für eine Lunge
angesehen hat.
Noch eine andere Abänderung der Organe des
Blutumlaufs giebt es in der Classe der Anneliden,
Das Blut bewegt sich hier ohne ein Centralorgan
nach entgegengesetzten Richtungen in Arterien und
Venen, wie bei den Squillen, Arachniden u. s. w., aber
mit dem Unterschied, dafs die Stämme der Gefäfse
beider Art in unmittelbarer Verbindung mit einander
stehen. Diese Art des Kreislaufs ist, nach T ie d e in
ann’s Untersuchungen, auch noch bei den Holo-
thurien, Asterien und Seeigeln vorhanden. Auf den
noch niedrigem Stufen des Thierreichs findet aber kein
Gegensatz zwischen Arterien und Venen mehr statt.
Für alle Thiere, die ein Herz haben, ist dieses
das erste Bewegende des Bluts bei dessen Umlauf.
Mit dem anfangenden Schlage des Herzens hebt das
äussere Leben derselben an, und mit dem auf hörenden
Schlage erlöscht dieses. Die Pulsationen dauern selbst
nach der Trennung jenes Organs vom übrigen Körper
noch eine Zeitlang fort. Sie bestehen immer in einem
Wechsel von Zusammenziehung (Systole) und Ausdehnung
(Diastol«), der eine deutliche Beziehung auf
die Aufnahme des Bluts der Venen und die Austreibung
dieser Flüssigkeit in die Arterien hat. Die Kammern
erweitern sich, während sich die Vorkammern zusammenziehen,
und umgekehrt. Beim Anschwellen der Kammern
werden die Vorkammern blutleerer, und bei der
Zusammenziehung der Kammern die gröfsern Arterien
vom Blute ausgedehnt. In dem Verhältnifs der Ausdehnung
zur Zusammenziehung dieser Theile ist
zwischen den Wirbelthieren und den Mollusken der
nehmliche Unterschied, den wir im vorigen Abschnitt
an den willkührlichen Bewegungsorganen zwischen
beiderlei Thieren wahrnahmen. Das Herz der Mollusken
erweitert sich bei der Diastole weit über den
Raum hinaus, den es nach dem Tode, vermöge der
blofsen Elasticität, einnimmt. An dem Herzen der
Wirbelthiere ist diese Erweiterung weit geringer, hingegen
die Verengerung weit stärker als bei den
Mollusken.
Obgleich aber das Herz da, wo es zugegen ist,
immer die erste Triebfeder bei der Bewegung des
Bluts ist, so hat es doch nicht bei allen Thieren,
die damit versehen sind, in gleichem Grade hierauf
Einflufs. Da alle Fasern desselben zu jener Bewegung
unmittelbar beitragen, so läfst sich voraussetzen, dafs
dieser Einflufs mit der Masse des Herzens in gradem
Verhältnifs steht. Es ist aber, wenn man das'Gewicht
des ganzen Körpers für die Einheit annimmt, das
Gewicht des Herzens bei den Säugthieren der 80te
bis 160te,*) bei den Vögeln der 50te bis 122te, **)
bei den Amphibien der 246te bis 276te ***) und bei
*) Beim Menschen der 160te, (H a lle r Opp. min. T. III. p. 199),
bei der Hausmaus der 80te bis 120te. (M e rrem ’s Verm. Abhandl. aus
der Thiergeschichte. S. 5G. 73).
**) T ie d em a n n ’s Anat. und Naturgesch. der Vögel. B. 1. S. 562,
***) Heim Frosch der 246te, bei der Ringelnatter der 276te. (Carus’s
Lehrbuch der Zootoiuie. S. 594).