Wärme, Licht und Electricität
a l s W i r k u n g e n d e s L e h e n s .
Man versteht gewöhnlich unter den Producten der
Ab- und Aussonderungen nur Flüssigkeiten. Aus den
Untersuchungen der vorigen Abtheilung ergiebt sich
indefs, dafs diese Beschränkung sich nur auf die Form
bezieht, und dafs dem Wesen nach die ganze Ernährung
in Ab- und Aussonderungen besteht. Das Product
der Ernährung ist der organische Körper. Dieser aber
lebt als thätiges Wesen nur vermöge äusserer Bedingungen.
Könnten nicht auch diese Bedingungen bis
auf einen gewissen Grad oder unter gewissen Umständen
Mitwirkungen der Ernährung seyn? Wenn ein
Character des Lebens relative Gleichförmigkeit der
Erscheinungen bei Ungleichförmigkeit der äussern
Ursachen ist, wodurch dieselben veranlafst werden,
so kann die Gleichförmigkeit dadurch erreicht werden,
dafs das Lebende entweder seinen Zustand den äussern
Einwirkungen, oder diese seinem Zustand accommodirt.
Fiele also die Antwort auf jene Frage bejahend aus,
so würde damit die Art, wie die Accommodation geschieht,
für gewisse Fälle bestimmt seyn. Die ersten
unter den äussern Bedingungen des Lebens sind Wärme
und Licht. Diese werden daher hier vorzüglich in
Betrachtung zu ziehen seyn. Dafs das Leben auch
durch electrische Einflüsse bedingt sey, läfst sich nicht
darthun. Doch verdient die electrische Kraft ebenfalls
hier berücksichtigt zu werden, da diese, W'enn sie sich
als vom Lebenden ausgehend bewiese und auch nicht
äussere Bedingung des Lebens wäre, doch als Mittel
zur Erreichung gewisser Zwrecke des letztem dienen
könnte.
T h ie r is c h e Wärme.
Von der Wärme ist es ausgemacht, dafs sie bei
den Säugthieren und Vögeln nach der Geburt in gewissem
Grade Wirkung des Lebens ist. Diese Thiere
erzeugen, sobald sie den Embryonenzustand verlassen
haben, in einer Temperatur, die nicht anhaltend unter
__ 30° und über -j- 30° des Reaumursehen Quecksilberthermometers
ist, fortwährend eine bestimmte
Wärme, und in diesem Act zeigt sich vorzüglich die
relative Gleichförmigkeit der Erscheinungen des Lebens
bei ungleichförmigen äussern Einwirkungen. Die im
vorigen Jahrhundert von Martin, Braun, P a lla s
und J. Hunter bekannt gemachten Beobachtungen
hatten schon gelehrt, dafs sie von 29 bis 35° beträgt;
dafs sie gröfser bei den mehresten kleinern Arten der
erwähnten Thiere als bei den gröfsern, und in der Regel
gröfser bei den Vögeln als bei den Säugthieren ist.*)
Spätere, von P a lla s angestellte und von Rudolphi**)
mitgetheilte Erfahrungen gaben die nehmlichen Resultate.
Nach andern, neuern Beobachtungen über die
Wärme der Cetaceen scheinen jedoch diese Wasser-
thiere von dem Satz, dafs der Grad der eigenen Wärme
Biologie. B. 5. S. 32 fg.
**) Grundrifs der Physiologie. B. 1. 3. 181. 183.