Die Amphibien theilen sich in Rücksicht auf den
Mechanismus des Athemhohlens, wie in Betreff ihrer
ganzen Organisation, in zwei Reihen, wovon die eine
ans den Familien der Eidechsen und Schlangen, die
andere aus denen der Schildkröten, Frösche and
Salamander besteht. Die Thiere der beiden ersten
Familien athmen auf ähnliche Art wie die Vögel vermittelst
ihrer, die Höhle des ganzen Rumpfs um-
schliessenden und bei den Eidechsen aus zwei Stücken
bestehenden Rippen. Es giebt bei mehrern derselben,
wie auch bei der Schildkröte und Pipa, noch einen
Muskel, der die Bauchhöhle verengert und sich als
Zwerchfell deuten läfst. *) Allein die Hauptmuskeln,
wodurch ihr Athemholilen bewirkt wird,, sjnd eigene
Rippenmuskeln. Ich fand z. B. beim Chamäleon, dessen
Rippen an der Brust mit dem Brustbein, am Bauche
mit einander yerbunden sind und um die ganze Brus>t-
und Bauchhöhle Reifen bilden, ausspr den äussern
und innern Intercostalmuskeln, die sie. mit den hohem
Thieren gemein haben, noch eigene Muskeln auf
der inwendigen Fläche dieser Knochen. Jede Rippe
besitzt Einen solchen Muskel, der vom Gelenkfortsatze
der Wirbelsäule nach der ganzen inwendigen
Fläche des obern Rippenstücks geht, und einen zweiten,
der sich von der inwendigen Seite jedes Rückenwirbels
nach dem hintern Rand eben dieses Stücks
erstreckt. Jener biegt die Rippen nach innen; dieser
zieht sie nach hinten. Beide verengern die ganze
*) Biologie. B. 4. S. 131. Meclcel’s System der vergl. Anatomie.
Th. 3. S. 111. 127. 141. 155.
Höhle des Rumpfs. Mit diesen Bewegungen steht der
Umstand in Beziehung, dafs auch die Schlüsselbeine
und Beckenknochen des Chamäleon sehr beweglich
sind und bei veränderter Lage der Rippen ihre Lage
ebenfalls verändern. Wenn die Schlüsselbeine nach
dem Kopf hingezogen werden, während die Rippenmuskeln
erschlafft sind, so folgen ihnen die Rippen
und es tritt Erweiterung der Rumpfhöhle ein.
Der Chamäleon zeichnet sich auch durch einen
eigenen, bisher noch nicht beschriebenen Apparat
zum Athemhohlen bei verschlossener Stimmritze aus.
Es liegt bei ihm auf der untern Seite der Luftröhre,
zwischen dem vordem Rand des erstem Rings derselben
und dem hintern Rand des Kehlkopfs, eine
kleine Queerspalte, die zu einer, aus einer festen,
fibrösen Haut bestehenden, mit Luft angefüllten Blase
führt. Beide Ränder der Spalte setzen sich innerhalb
der Blase in einen kleinen dreieckigen, platten, der
Epiglottis der Säugthiere ähnlichen Knorpel fort.
Diese zwei Knorpel passen mit ihren einander zugekehrten
Flächen genau auf einander, wie die Blätter
einer flachen Zange, und verschliessen die Spalte,
wenn der Kehlkopf nach vorne und nach oben gezogen
ist, begeben sich aber von einander und gestatten
der Luft einen Aus- und Eingang, wenn derselbe
sich nach hinten bewegt. Die Bewegung nach vorne
und nach oben tritt beim Ausstrecken der Zunge und
beim Verschlingen der Speise ein. Das Letztere geschieht
aber immer auf die Art, dafs das vordere
Ende der umgeschlagenen Zunge den Bissen in den