In Betreff des Athemhohlens der Säugthiere,
Vögel und Amphibien läfst sich noch die Frage aufwerfen
: Durch welchen Mechanismus verhindert wird,
dafs die durch die Nasenlöcher oder den Mund eindringende
Luft nicht in die Speiseröhre gelangt?
Bei allen diesen Thieren ist während dem Athmen
der Eingang zur Speiseröhre durch den, gegen die
obere Wand des Schlundkopfs gedrückten hintern
Theil des Kehlkopfs luftdicht verschlossen. Nur beim
Schlingen wird dieser Eingang geöffnet, und zwar
durch die Wirkung der Muskeln, die den Kehlkopf
nach dem Brustbeirt herabziehen, also bei den ■Säug-
thieren durch die Sterno-thyreoidei, bei den Vögeln
durch die Sterno- und Furculo-tracheales. Bei den
Amphibien, denen diese Muskeln fehlen, können nur
die Coraco-hyoidei das Oeffnen bewirken, indem sie
den hintern Theil des Zungenbeins, mit welchem der
Kehlkopf verbunden ist, nach unten und hinten ziehen.
Während dem Schlingen ist aber das Athemhohlen
aufgehoben.
Bei den durch Lungen athmenden Mollusken
geschieht die Respiration 'auf eine einfachere Weise.
Zwischen ihrer Lungen- und Bauchhöhle befindet sich
ein Zwerchmuskel, durch dessen Zusammenziehung die
Lungenhöhle erweitert wird. Dieser Theil und ein
Schliefsmuskel am Eingänge zur Lunge, den das Thier
willkührlich öffnen und verschliessen kann, ist ihnen zur
Aufnahme und zuin Austreiben der Luft hinreichend. *)
*) Von der Weinbergschnecke (Helix Pomatia) hat Im h er t (Journal
Die Holothurien können nur vermittelst Expansionen
und Contractionen ihres ganzen Körpers und der Lungenbläschen
selber, das Wasser, das sie athmen, aus
dem Mastdarme spritzen.
Die zweite Art des Athmens, wobei die geathmete
Flüssigkeit in Höhlungen gelanget, die vom Blute
umspühlt werden, ist die, welche durch Luftröhren
geschieht. Die, durch diese Organe respirirenden In-
secten besitzen meist am Rande jedes Bauchrings auf
beiden Seiten eine Oeffnung (Stigma) zur Aufnahme
und Ausleerung der Luft. Die Schmetterlinge haben
ausserdem zwei Paar Stigmate an der Brust und Ein
Paar am Halse. Bei den Bienen habe ich ausser den
Stigmaten des Bauchs nur Ein Paar Luftlöcher am
hintern Theil der Brust und keine Stigmate am Halse
entdecken können. Den Käfern fehlen die Luftlöcher
sowohl an der Brust als am Halse, und die Libellen
haben überhaupt nur eine einzige Oeffnung zum Athemhohlen
an der Brust. Bei den vollkommenen Insecten
sind die Stigmate im Allgemeinen von doppelter Art:
sie bestehen entweder in einem ganz offenen, hörnernen
Ring, der zu einer Höhlung führt, aus welcher die
Luftröhren entspringen, oder aus einem Ring, in
welchem eine Haut ausgespannt ist, die eine Spalte
zum Durchgang der Luft hat. Die erste Form kömmt
bei den flügellosen Insecten, den Libellen und Hy-
menopteren, die zweite bei den Käfern und zweiflügeligen
Insecten vor. Bei den letztem ist die Haut,
de Physiologie, par Magendie. T. III. p. 16J) den Zwerchmuskel und
dessen Wirkungsart näher beschrieben.