
1 5 8 m . KAPITEL. DIE lUÎX: rsis VOM ATLANT. OCEAN VOR COHMIBIS.
GESCHICHTE DES ATLANTIS-MYTHUS. 1 5 9
Meer umrdnnt. ist im wnliren Sinn des Wortes ein Festland Inf
^ - r Lisel At l a n t i s war eine gewaltige, stannenswerte K ^ S m t ^ T
V e andere nseln, imd sogar einige Teile des Festlande.s. Denn m
I n Landergelm ..esseits der Säulen reichte ihre Herrschaft über
D H U bis nach Tvrrhenien hin.
E r u nd ; ' f ' '
d r Mee n r Gebiet umerhalh
de Meeienge sich mit „nem Schlage dienstbar zu machen. Damals,
S n d S t ^Velt gegenüber die Stärke mu^
C s ä n t ' ' ^^ Kriegsfragen Allen an Mut und
w " " 8-ezwungen. auf sich selbst
angewiesen, den grossten Geiahren gegenüber stehend, warf sie den an
.hängenden Feind trmmphirend nieder, schützte die noch ni t W
woitenen vor schimpflicher Sklaverei und liefreite die übrioen al e
soviel Ihrer diesseits der Säuleu wohnen. _ Aber später 1 Se S t
beben statt^gewaltige Sturmihiteii brachen herein, und in ein n ^ ^ t e
• " " " f r " ' ' - « e n f ä h i g e Macht von d » Ed
oitgetegt, luid ebenso versank die Lisel Atlantis in den Fluten. Des-
^vegen ist auch heute noch jenes Meer mibefiihrbar und unerforschba
- g e n d t . riefen Sclilammes, welchen die Lisel bei ihrem Ä iV
gang zurückgelassen hat..') So hatte es der Priester von S a i s ^ i
Solon erzah t. und Solon übermittelte es dem Grossvater des Kri ia
m aes,sen I-amilie sich die Tradition dieser Kachrichten forterhie 1=;
1,1 emem anderen Dialog. liat Piaton denselben Gegentand
behandelt und weiter ausgeführt. Er bespricht die Abstamnnmo.
d s K^iigsliauses von Atla.s, dem Sohne Keptuns, beschreibt d^
Lescha lenheit des Laiules, die Pracht mid Herrhchkeit der Städte di
Gebäude, Remiplätze und Bäder-Anlagen der Hauptstadt, die hn cm
Emrichtungen der Verfassmig. der Heeresmacht und der Flotte "
kurz er schddert uns mit der Sicherheit eines Augenzeugen die wohlpordneten
A.erhältnis.se ehies Llealstaates. Eroberimgssucht der e
hatte den Rum der Herrschaft zur Folge, und Ji^iter gab sie nd
Ihre ganze Lisel dem Untergang preis.')
') I'l.nt. Tim. .s. 10. I I : «1. Il,-,'m,i„„
.ein .Mte,- ,),„ vetliiiKlert. das ^Veric z„ v o l l e .Xn "
') I'iat. (Vit. 251: r ü , ' . . » rWi s « . . . . • « , . , .
Dieser At l ant i s -Älvthi i s hat eine lange Geschichte aufzuweisen.
Aus seiner poetischen Umgebimg herausgerissen und in die nackte
"Wirklichkeit gestellt, hat er zu den verschiedensten Zeiten den "W^itz
und Scharfsinn der Gelehrten herausgefordert und die Frage auftreten
lassen, ob nicht doch in der \'on Piaton mitgeteilten, auf uralte
"Weisheit der Ägypter sich gründenden Erzählung eui historischer
Kern enthalten sei, — eine Frage, die heutzutage für übeiwiniden
gelten kann, trotzdem sich noch zahlreiche Vertreter für die Glaubwürdigkeit
des Mythus namhaft machen lassen.')
Zunächst ist hervorzuheben, dass uns aus dem' Altertmn kehie
quellenmässig gesicherte Kachricht A'OII der einstigen Existenz der
Atlantis erhalten ist; dass auch kein Anhaltspunkt sich bietet, welcher
auf ihr Vorhandenseüi zurücksclihessen liesse. Die einzige, sozusagen
authentische Quelle ist allein Piaton; alle anderen Jlitteihmgen
snid sekundärer Katur; sie thun der Atlantis nur sehr oberllächlich
Erwähnung und lehnen sich uihaltlich meist an Piaton an.
Ganz abgesehen davon, fand der Mythus auch schon damals seine
Gegner. Erst drei Jahrhunderte nach Piaton hören wir den Namen
Atlantis gelegentlich ;bei St r a b o wieder, welcher gegen die Glaub-
Avürdigkeit der Erzählung gerechten Zweifel erhebt und sich über die
Naivetät des Posidonius lustig macht; denn dieser nahm an, dass die
Erzählung von der Lisel Atlantis keine Fabel sei, »schon Solon habe
A'on ihr gesprochen, der seinerseits A'OII ägyptischen Priestern hörte,
sie sei einst vorhanden und so gross me ein Weltteil gewesen, daiui
aber verscliAYunden. Dies hält er für Avahrsclieinlicher, als dass der
Erfinder sie Avieder habe verschwinden lassen, wie Homer die Mauer
der Achäer«.-) Ebenso zurückhaltend äussert sich Pl i n i u s , der vorsichtigerweise
huizufügt: »so Aveit Avir dem Plato glauben dürfen«,
hiermit also zu erkennen giebt, dass die ganze Erzählung auch un
stpftusf sli'tct ^07B i'VN TÉt-uûji' bCrnr ct-osov -oT*.- êfSifSi stti 70 77«!'
-i/.ayoç, »T7J uvy.h, Trcijayyjir,
') Da,s Beste, w.is ül)er die Atlantis bisher gescbrieben worden ist. ist und bleibt
inuuer noch die von iibilologischetn Ui-teil zeugende .Arbeit von Henri a r t i n : Etude s sur
le Timée de Pl a ton. Paris 1S41, 1, S. 257 — 332. — Zur .illgeuieinen Orientiruug sei genannt
das nur mit \'orsicht zu benutzende Buch von P. G a l ' f a r e l . Etude sur les r appor t s de
r.Améritpie et de l'ancient continent. Paris 1869, S. 3 — 61, sowie dessen Sonde r abhandlungen:
L'Atlantide in der Revue de Géographie, Paris. VI (1880), S. 241—259, 3 3 1—3 4 5 , 421—430;
VII (1880), S. 21—29. — Hiernach ein Auszug bei Justin W i n s o r , Narrative and critical
History ol' .America, London 1889, I. 41 — 46.
') Strabo I I , 102, — Gafl'arel (Revue VI , 251) liest für Strabo's Stellung in dieser
Frage das Gegenteil heraus. Er lässt deshalb den letzten Satz des Citâtes absichtlich fort.