
238 IV. K.^PITEL. DAS WELTISILD Zr i i ZEIT DES COLLMIBI S.
^ . e r l u . die i Tote der Halbinsel eine andere Millien-Anzahl fnr einen
Grad als aO ( e n t s p r e c h e n d den G 7 % a n » Icinator) nicht znlässig ist
unt en.e volle Zald von Graden zn ergeben, .so tnü.ssen wir hieran.;
h.J,ern dass loscani^i nnter den Spatia tmr Längenabschnitte von
a Giad (je,ler zn oO Milben gerechnet) verstanden lial.en kann
l . u a lclkieis, dessen einzelner Grad 50 Mllhen beträgt, nicht dnrch
Liss^abon gehen würde, sondern in 42° 22' nördl. Br. zn liegen käme
d. h. also etwa im xNorden von Portngal. Aber es lag begreifhcherweise
mcht im Plan Toscanelh's, hier ehie mathematische
Genauigkeit anzustreben, überdies ist noch zu berücksichtigen, dass
die Lage von Lissabon nach damahger Annahme eine weit nördUchere
war ehr man diese Stadt nicht, wie es der Fall ist, unter 38° 42'
nordl. Lr ansetzte, sondern, nach den Allbnsinischen Talcln zn urteilen
unter 41 : so verkleinert sich also der Unterschied zwischen dem
md-'p 0 0 ' " " ^^'-'«sen Grad 50 Millien lietriigt,
I)ass Toscanelli a b e r die Längen- und Breitengrade seiner Karte
von luii zu lünl Graden ehigetragen hat, dafür liefert eben jener
Codex Maghabecliianus einen zweiten Beweis. Es lindet sich in ihm
noch eine Karte von länglich viereckiger Gestalt, welche freilich
nur ein leeres Gradnetz zeigt; auch in ihr sind die Meridiane und
Paral elkreise nicht von Grad zu tb-ad eingetragen, sondern in Spatia
von denen jedes hi itinf Abschnitte geteilt ist, welche je einen Grad
darstellen.') Die Breite der Karte umlasst volle 90 Grade vom
Acpiator bis zum Nordpol, also 18 Spatia zu je 5 Graden, welche
vom Acpiator bis zum 90. Grad uumerirt shid. Die Länge nmbisst
nnr 36, ebenfalls in je 5 Grade geteilte Spatia, aber ohne
Kjimcrirung. - Diese nicht ausgeführte Karte sollte also genau ein
Viertel der Erdoberfläche darstellen, euierseits vom Acpiator bis ztmi
Po , anderseits in der Länge volle (36 x 5 = ) 180 Grade, imd es ist
melir als wahrscliehdich, dass wir in ihr einen E n twu r f j e n e r
K a r t e n zu s e h e n h a b e n , we l c h e T o s c a n e l l i an Ma r t i n e z u n d
Cohimbus geschickt hatte. Demi auf diesem Raum konnte das in
l-rage kommende Gebiet, d. h. der n ö r d l i c h e Te i l des At l a n t i s c h e n
Oceans n e b s t den a n g r e n z e n d e n Te i l e n de s F e s t l a n d e s
nugend zur Anschauung gebraclit werden. ' ""
') Die Ka r t e , welehe die beiden Blätter des anfgeseldagenen Kodex einnimmt, ist
42 em lang nnd 21 em breit. Uzielli (a. a. 0. S. 14) giebt eine Skizze ihres Formates.
BREITE DES ATLANTISCIIEX OCEANS NACH TO.SCANELLI. 239
Wir kommen also zu dem Endergehnis, dass 'Toscanelli die
Breite des Atlantischen Oceans von Lissalion bis Quinsiiy auf nngef^ihr
( 2 6 X i ' ' = ) 1 3 0 Längengrade allgeschätzt hat, dass er mithin die Fi\stlands
Massc auf 230 (irade ausdehnte. Er hatte ihr somit jene ülierinässig
gro.sse ost-westliche Längenerstreckung gegeben, wie wir sie
zuerst bei Marinus von 'Tyrns finden, der sie zu 225 Grade ansetzte,
aller auch diese nur für das erfahrungsmässig bekannt gewordene
(iebiet ni Anschlag brachte, da er von dem oceanischen Abschluss
der Oikumene im Osten noch nichts wusste.
Der » a l l e r d i n g s u i i l i e k a n n t e , a b e r n i c h t a l l z u g r o s s e AVeg«
über den Ocean wird nun aber noch bedeutend dadurch erleichtert,
dass zwei Inseln in angemessenen Entfernungen willkoiuinenc Raststationen
bieten; es .sind dies Antitia und Cippangu (Zipangn),') die
augeblich 10 Spatia, also 50 Grade von einander entfernt liegen.
Auch der Globus Behaim's zeigt mis die beiden Inseln in diesem
Abstand vou einander, indem, vou Antilia an gerechnet, der 50. (Jrad
die Westküste von ZipangTi noch schneidet.
Dieser (dobus nimmt insofern ein liesonderes Interesse in Anspruch,
als er in demselben Jahr entstanden ist, in welchem Christoph Cohimbus
seine Entdeckungsfahrt vollführt hat, und als er beim Ausgang des
Mittelalters uns nocli einmal den ganzen Kanon jener kosmograpliischen
Spekulationen vorführt, von welchen auch der Torstellungskrcis des
grossen Entdeckers selbst ganz und gar eingenommen war. ICiii glücklicher
Zufall hat uns dieses überaus wichtige Denkmal der Kartographie
erhalten.-) Soweit sich uns noch Anhaltspunkte bieten, zeigt
') Vgl. über diese S. 267 u. 273.
Der Globus befindet sieh noch im Besitz der Familie zu Nürnbe rg. Er s teht
auf einem dreifüssigen Gestell von Eisen. Bei einer Re s t aur i rung im .Talir 1823 zeigte es sich,
dass die INLasse, aus der er hergestellt wurde , r a ] ) p e ist, die man übe r eine Foi-ni von Holzreifen
gespannt hat. Übe r die Pa p p e ist eine Gipskrus t e , und übe r diese endlich Pe rgament
gezogen, auf welchem die Zeichnung sich befindet. Die Axe des Globus , wie aueh der
von Behaim selbst angefügte Me r idi an, sind \-on Ei s en; der Hor i zont von ]\Iessing, welcher
laut Inschrift anno domini 1510 die 5 Kovemhris hinzugefügt wurde . Das Me e r ist ultramarinblau.
die Lände r in bellen Fa rben (braun und g r ü n ) , die Schneegipfel we i s s , die
Schrift in Gold, Silber , Rot nnd Gelb aufgetragen. — Übe r die Geschichte des Globus
giebt uns eine Legende am Südpol Aul'schluss, wo es heisst: ^IT/S FitrhiU und lieger der
FitrsicJitigen Erbarn und 'Weisen, als der obersten llaubtleut der Löblichen Reichstat Ktirnherg,
die dan zu diesen Zeiten regirt haben, mit Kähmen III. Gabriel Nutzel, III. P. Volkamer, und
Hl. Kicolaus Groland, ist diese Figur des Apffels, gepracticirt vnd gemacht worden am gun.st.
Angebung vleys durch den gestrengen und Erbar Herrn. Martin Behaim Ritter, der sich dann
in dieser Kunst Cosmographia viel Erfahren hat, und bei Einen drittel der Vi^elt umfahren, .solches
alles mit Fleiss ausgezogen aus den Büchern Ptolomei, Plinii, Strabonis und Marco Polo, und
also zusammengefügt alles Meer iind Erden, jegliclis nach seiner Gestalt und form, n. s. w. —
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