
I I G >ITI;L. ELTBILD DES MITTEL.VLTEKS. WELTKARTE BORGIA. i n
(Istoii bis zum Kaspisclieu ;Mei?r. weli'lies schon in amiähcnid iionlsüdlichcr
Richtung dargestellt ist. — ferner his Orgaiiclia (rrgendsch)
und dem Fhivius (.langes. Im Süden .sind Orte im bmcru Afrika's
namhaft gemacht, wie Eulezem (Walata) und Samagadi am Xigcr;
weniger dagegen befriedigt seine Kenntnis 31ittel- und Xord-Europa's,
welches zu einer unverhältuismässig schmalen Ilall)in,sel verzerrt ist.
Als das Prototyp siimthcher übrigen l o x o d r omi s c h e n We l t -
k a r t e n . und zugleich als die reichhabigstc und den thatsächhch
bekannt gewordenen Teil der Erde uinfassendste, hat ohne Zweifel die
sogenannte Ka t a l a n i s c h e We l t k a r t e zu gehen, welche im Auftrage
König Karl's V. von Frankreich im Jahre 1375 hergestellt vTirde.')
Die mit zahlreichen Miniaturen und Legenden erfüllte Karte ist in
ihrer westbchen Hälfte eüie Seekarte: in ihrer östlichen bringt sie mit
grosser Vollständigkeit das gesamte 3Iaterial der damaligen Kenntnis
Asiens: die Berichte der Reisenden, mitermischt mit den allgemein
bekannten alten mid mittelalterlichen Legenden. Auf eine topographische
Genauigkeit hat es der Zeichner nicht abgesehen, und der in ziemlich
geraden Linien verlaufende Ostrand Asiens sollte nur den oceanischen
Abschluss der Erdinsel nach dieser Richtung hin zum Ausdruck
bringen. Er erlaulit sich daher manche Willkürlichkeit, wemi er
z. B. die Arabische Halbinsel der besseren Ausnutzung des Raumes
wegen dem miteren Kartenrande parallel west-östlicli streichen lässt
und eine gleiche Richtmig der lusel Taprobaiie giebt. Sein litterarischcs
Wissen bekundet er aber durch die sorgfältige Eintragmig aller jener
durch 3Iarco Polo so bekaimt gewordenen Städte des iimeren Asiens,
der Reiche Cathay. Manzi. Klein- und Gross-Lidien nnd Persiens.
gelcüinnien. von dem dortigen Kelitor von Sjni Marco iilier iln-e .Sitteti nnd iln- Land an>-
geforsclil ^Mirde. iler davon anf einer 'Weltliarte Geljrancli [nachte. Die Ka r t e gehört al.so
den er.sten Jaln-zehnten des XI Jaill-inniderts an. Fisclier setzt sie \-or 132Ö. \ 'gl .
D e s i n i o n i im Giorna le Lignstico 187.Ô. .s. 44; im .\rcinvio storieo italiano 1879. .S. 11;
Fischer. Samml u n g , .S. 1 1 7—1 2 6 ; in dessen .\llas Xo. III.
Die gegenwä r t ig in Pa r i s betindliche, aut' vier Teilblätier eines .Atlas gezeichnete
Karle hat den Titel : JJapa moitdi vol dir aytant von yniaye del mon e delos diversas états del
mon e de los regions qui son sus la terra, de diversas maneras de gens qui en ela hahitau. Dem
.Atlas ist ein k u r z e r .Abriss aus de r Kosmogr a j ihi e und -Astrologie beigefügt. L'ber die
Jahreszahl 137Ö kl ä r t eine Legende auf . wo es heisst: sapiats epie en lany 1375 corra lauro
nomero VIII und öf'ter; doch scheint die Ka r t e aus inneren Gr ü n d e n erst 1378 au.sgeführt zu
sein. — Zue r s t wu r d e sie von AA'alckenaer be s chr i eben, sodann gaben sie D u c h o n innl
T a s t u h e r a u s in Notices et Ex t r . de la bibl. de Pa r i s vol. Xl \ ' ; — Le l ewe l , .Atlas, T a f 29, IM.
Beste Publ ika t ion in Choix de document s géogra])hiijues, conserv. à la bibl. nat-, Pa r i s
1883. — Eine Redukt ion von II. Ki e p e r t ; nach dieser eine ve rkl e ine r te bei R ü g e : Geschichte
des Zeitalter s de r En t d e c k u n g e n , Berlin 1881, S. 78.
AVährend er die A'order-indiscbe Halbinsel in annähernd richtiger
Gestalt eingetragen hat, hat er auf Hiuter-liubcn vollstänibg Verzieht
geleistet und lässt hier die indische Küste unmittelbar in die chinesische
übergehen. Li Afrika reicht sein Wissen Iiis zum Sudan, Avir linden
Timhuktu und Melli verzeichnet und an der atlantischen Küste als
südlichsten Piuikt Kap Bojailor. Im Xorden hat sehie Darstelbnig des
Xtu'dsee- und 0.stsee - Geliietes, AA'O Kompass-Bcobachtuugen fehlten,
den späteren Kartographen lange Zeit als Vorbdd gedient; ich bind
die charakteristischen Züge der Katalanischen Karte auch auf jenen
des Beccario, Benhicasa. Eufi'cdutüis, Pareto, Mathcus Pruncs u. a. vor.
Nehen diesen auf methodi.scher Grundlage cntAvorfenen Weltkarten
bestand aber auch das kreisrunde Weltbild unverändert fort,
und besonders aus dem XV. Jahrhundert sind uns die benierkeuswertest.
cn Denkmäler dieser Art erhalten gehlieben. Ein (genfer
S a l l u s t - K o d e x enthält euie nach Süden orientirtc Karte, AA-elclie zu
dem Text desselben in kehierlei Beziehung steht.') Sie ist inhaltlich
kaum höher anzuschlagen, als etA\-a die des Ranulfus, denn sie bietet
ausschliesslich nur antike und biblische Legenden. Sie lässt aller
den reinen Typus der Radkartc erkennen; Jerusalem behauptet noch
den IMittelpunkt der Karte. Eine bedeutende Verschiehiuig dieser
Lokalität in südöstlicher Richtung bemerken Avir auf der sogenannten
Borgia-Weltkarte'- ) (vgl. Atlas, Tafel III, Xo. 11), AA-O Europa nahezu
die Hälfte des Karten-Areals eümimmt, Afrika hingegen, noch mehr
aller Asien, auf schmale Segmente eingeschränkt sind,") Sie ist, Avie
die Salhist-Karte, nach Süden orientirt und nimmt ebenso Avenig Avie
diese auf die neuen Entdeckungen in Asien Bezug. Xocli ganz nach
dem Beispiel älterer Karten ist die Arabische Halliinsel auffallend
dem Kartenranile nahe gerückt, und sie zeigt. Avie auch die Halbinseln
des Mittelineer-Gebietes, recht plumpe Formen, die gegenüber
') Le l ewe l , Geogr. I I , § 168; At las , T a f X X X V : .S,antareni III.
-) Na ch dem Druck von 1797. den der Ka rdina l St ephan Borgia in A"elletri. we l che r die
Karte dur ch Ivaiif e rwa r b , herstellen Hess, gab sie He e r en in Göttingen (Ge h . t. XAT. 282)
her.aus 1808; Agineour t . llistoire de l ' a r t , S. 72, 73; Sant a r em I I I . 247 fi'.; Le l ewe l . Epi logne
und I I , 168. — .Auf de r Ka r t e wird noch der Sieg Ta ine r l a i r s übe r Bajazet vom J a h r e 1401
erwähnt; sie kann jedenfall s (nach He e r en) nicht spä t e r als 1410 gema cht sein. Die Ka r t e
hat neuerdings No r d c n s k j ö l d in einem photol i tbogr aphi s ehen l . 'mdruck allgemein zugänglich
gemacht: t)m ett a f t r i j ck f ran XA* de seklet af den i nietal gr ave r ad e v ä r l d s k a r l a som
förvarats i Ka rdina l St ephan Borgias niuseum i A'elletri. Vincr 1891.
Europa wird zwa r auf de r Ka r t e als tertia pars orljis terrarum be z e i chne t ; doch
bezieht sieh dies nicht auf das Ar e a l , sondern deutet vielmehr nur allgemein die Dreiteilung
der Erde au.
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