
218 UI. KAL'ITKL. DIE KENNT.NK VOM ATI.ANT. OCEAN VOII COI.UMDL S.
drei. Audi i.st noch zu licmcrken, dass .sich auf den Karten für diese
Insel kein besonderer Typus herausgebildet hat. wie es bei Antillia
und Satanaxio der Fall war; im Gegenteil, sie ist bald in Form eines
1 — 2 cm grossen, vollkommen regulären Kreises dargestelh — womit
auf mittelalterlielieu Karten stets die hv])othetische Annahme einer
Insel ausgedrückt wird; — bald in Gestalt eines Halbmondes; oder
auch als zwei Inseln, indem nändich die kreisförmige Lisel durch
einen Kanal in der Mitte getrennt mid in zwei halbkreisförmige
Segmente geteilt wurde.
Bereits auf der Pizigano'schen Karte (13(w) finden wir drei Insehi
Brach- vor, luid seitdem können wir die dreimalige Ansetzmig der
Insel au.di auf der Mehrzahl der übrigen oben genannten Schifferkarten
beobachten. Die Lage derselben ist regehnäs.sig die folgende:
die^ südlichste finden wir in der Azoren-Gruppe Aerzeichnet, sie
befindet sich et\va in der Breite vom Kap St. Vincent; die zweite
liegt nordwestlich vom Kap Finisterre, in der Breite der Bretagne,
und die dritte westlich und nicht allzu fern von der Küste Irlands.')
Dass eine der Azoren-Liseln. wegen des dort angeblich vorkommenden
Färbeholzes, Brasd heissen sollte, haben wir oben
erwähnt. 3Ian hat sie in der Insel Terceira zu erkennen, und dies
um so mehr, weil neben der Stadt Angra auf dieser Insel ein Berg
noch heute den Namen »Alonte Brasd« führe.").
Durchaus phantastischer Natur scheinen dagegen die beiden
anderen Iirseln Bra.sil zu sein. Bei Pizigano findet sich anf der
Irland zmiächst liegenden Iirsel eine erweiterte Legende, die nur
schwer lesbar ist und von Buache auf: ysola de Mayotas seu de
Brach- gedeutet wurde, während ,Iomard: n cohis sur de Bracherkennen
wollte.') Nach eigener Einsichtnahme hi die Karte kann
') Ku n s tma n n (S. 4. 5) venvin- t die Lagenve rhä l tni s s e , indem er die erste Insel
zur Ma d e i r a -Gr u p p e r e c h n e t , die zweite zu den Az o r e n , f ü r welche sie j e d o c h zn we i t
nördlich steht.
») Bua che a. a. 0. 2 1 , 24. - Bua che u n d Baldelli Boni wollen den Name n aus d e r
vulkanischen Na t u r d e r Azoren e r k l ä r e n , weil in allen romani s chen .Sprachen die St ammwurzel
Iranzösisch Iraise, s,,anisch hrasa, italienisch Irada: . g l ü h e n d e Ko h l e - bezeichne
Hiergegen we n d e t sich Humb o l d t (Kr i t . Unt e r s , 1, 4 4 3 f.), d e r übr igens auch die Identifizirung
mit dem Fä r b e h o l z ve rwi r f t , - l l e n n we l che r Baum k ö n n t e wohl auf e ine r I n s e l g r u p p e
deren Fl o r a mit de r von Por tuga l ziemlich ü b e r e i n s t immt , zu einem so s o n d e r b a r e n J l i s s - r i i r
\ e r a n l a s s u n g gegeben haben: ' - — Üb e r den J l o n t e Brasil auf Te r c e i r a vgl. Ku n s tma n n
S. 9 , 3 5 . Vgl. oben S. 184 f.
») Ku n s tma n n (S. 36) will in de r E n v c i t e n i n g d e r Le g e n d e (nach .lomard) einen
Hinweis aul die Er for s ehi ing e ine r neuen Küs t e s e h e n , indem er (S, 91) n cotus als novns
niKS d e u t e t , ,vas d e r latinisii-te Au s d r u c k f ü r das l)-anzösiscbe nouvelle c6te sein soll (-«'c,9
NAeilFOIiSCm'XGEN NACH DEK INSEL HliASIL. 2 1 ! )
ich weiler der einen, noch der anderen Lesart beistimmen; demi
weder mayotas. noch n cotus, lässt .sich deutlich herauslesen, wie
ich denn auch eine andere Deutung kaum vorschlagen möchte.
Dagegen sei hier noch einmal auf jene wenig beachtete Karte des
Graciosus Benincasa von 1482 hi Bologna hingewiesen, wo dieselbe
I s o l a de b r a c i i l noch die deutlich lesbare (!) Legende: montorio
zeigt, ehie Namensform, welche mit dem bei Pizigano mühsam
entzifferten mayotas Buache's und n cotus .loniard's, .seiir wahr-
.scheinlich identisch ist. Mit der Legende mons orhts erscheint die
Insel auf einer Karte im Atlas des Aloy.suis Cesanis von 1574.')
— Freilich wird uns auch montorio iu sachlicher Beziehung kaum
eine Aufklärung bringen.
Brasil gehörte, wie Antillia, zu jenen fabelhaften Inseln, deren
Existenz schliesslich geglaubt wurde, und wir hören ebenso von
Enteruehmungeu. die zur Aufsuchung der Insel veranstaltet wurden.
Am 15. Juli 1481) fuhren zwei Schifie, unter Führung J a y des
Jüngeren, aus dem Hafen von Bri.stol, um die Insel Br a s y l l e im
Westen Irlaiuls aufzufinden, kehrten aber unverrichteter Sache nach
Iriand zurück.") Man scheint trotz alledem von Versuchen die.ser
Art nicht abgestanden zu haben; denn noch im Jahr 1497 schrieb
Pietro d'Ayala, der Protonotar und Legat König Ferdinand's A'on
Spanien am Hof Heinrich's VH. von England, d.ass die Schifier von
Bristol bereits seit sieben Jahren mit zwei, drei, auch vier C'aravelen
ausfi'diren, um Brasil und die Insel der Sieben Städte zu entdecken,
»angespornt durch die phantastischen Erzählungen des Genuesenn
(Sebastian Cabot).")
Die Ka r l e be f inde t sich in dem Atlas zu P a rma , Codex 1616. Dems e lben sind
die Ta f e ln XXA'111 u n d X X I X u n s e r e s .Atlas e n t n omme n.
Die Stelle in dem int e r e s s ant en Schr e iben l a u t e t : 14S0 die 15 jiilii, navis . . . . et....
•Jay jvnioris ponderis SO do/ioriim incepei-unt viatjium apud partum Bristnlliae de Kyiujrode usque
ad in-mlam de Brasylle in occidentali parte lliherniae sidcando maria per et Thlyde
est magister navis seienti/icus marinarius tociiis Angliae; et nove venerurä Bristnlliae die lunae
18 die septemhris, quod dictae naves velaverunt maria per circa 9 (!) menses, nec invenerunt insulam,
sed per tempestas (!) maris reversi sunt usque partum in Ilihernia pro reposicione navis et
marinariorum. — \ ' g l . D e s i m o n i , intorno a Giov. Ca h o t o , in .Atti della Soc. Ligiire di
storia pa t r i a v. XV ( 1 8 8 1 ) , S. 185 f., 221. — De r Brief befinde t sich im I t ine r a r ium
AVillelmi Botone r , g e n a n n t de AVorcestre. AIS. in bibl. Coli. Co r p . Christi, Camb r i d g e No . 2 1 0
(gedruckt in I t ine r a r i a Symo n i s Simeonis et AA'illelmi de Wo r e e s t r e edit. J. Na smy t h ,
Cambridge 1 7 7 8 , S. 2 2 3 , 267). — AVorcestre lebte 1 4 1 5—1 4 8 4 ; Bo t o n e r wa r d e r von ihm
bevorzugte Atutternaine.
ä) De r Brief ist da t i r t vom 25. Jul i 1497. Es beisst d o r t : Los de Bristol, ha siete
aiïos que cada ano an armado dos, tres, cuatro caravelas para ir a husear la isla del Brasil
y las siete ciudades con la fanta.^ia deste Ginoves. — Be r g e n r o t l i , Spani sh St a t e ]iapers I, 177;
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