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Die Erdanschauung der homerischen
Dichter.
ie Stoiker und Pergamenei' hielten Homer für
den ältesten Geographen. Er war es noch
I weniger als Herodot. In ihrer grossen Be-
' wunderung der ehrwürdigsten Denkmale der
nationalen Poesie wollten sie dieselben auch
zum Ausgangspunkt aller wissenschaftlichen
Forschung machen, und so betrieben sie
die Homerexegese mit einer gewissen Voreingenommenheit,
wie wir sie ähnlich im
Mittelalter bei einigen Bibelinterpreten antreffen.
— Den richtigen Gesichtspunkt für die Beurtcihmg
der homerischen Geographie fanden erst die
Alexandriner, an ihrer Spitze Aristarch und Eratosthenes.
Sie erkannten, dass man an die homerischen Epen keinen
wissenschaftlichen, sondern einen ästhetischen Maassstab anlegen
müsse, dass der Dichter erziehend, nicht belehrend wirken wollte.
Man kann nur mit Mühe ein Gesamtbild von der Erde, wie
es den homerischen Gedichten zu Grunde liegt, zusammenstellen;
des Lückenhaften und Widerspruchsvollen ist nur zu viel da, und es
ist ein aussichtsloses Unternehmen, aus den vom Dichter gegebenen
geographischen Tliatsachen weitgehende Folgerungen ziehen zu wollen
und diese in ein System zu bringen. Die Angaben über die Entfernungen
der Orte nach Tagereisen und über die Lage der Orte
gegeneinander nach der Himmelsrichtung erweisen sich als unbrauchbar.
Wohl ünden wir für die einzelnen geographischen Objekte
meist eine mythologisch-historische Erklärung; setzen wir aber die
Einzelheiten in die Karte ein, so will nichts mehr stimmen. Nichts
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