
V. KAPITEL. DER MUNDUS NOVUS.
lim seine Entdeokuiigen, nahm er sie diesen sehHes,slich fort.') Es ist
fiir Cohunbus bezeichnend, dass er dort, an der Küste von Veraona,
nach^ einer Durclifalu't suchte, wälu-end er gleichzeitig (iji dcmsefbeii
liriet) bemerkt, dass »nach einigen Schilferkarten gewisser Seeleute
dieses Land mit jenem anderen zusammenhängt, welches lloieda und
Bastidas entdeckt haben«.=)
Eine erst im Jahr 1508 wieder unternommene Ex],edition unter
Vicente Yanez Pinzoii, Juan de Solis tmd Pedro de Ledesma setzte
die Entdeckungen fort; wir wissen nur, dass sie, weiter als Cohunbus
m den Golf von Honduras eiiduhren, und sodann ein Stück an der
Küste von Yucatan nordwärts, sehr bald aber .«eder südlich hielten
und dem vou Colnmbus eingeschlagenen Kurs folgten.")
Erst das zweite Jahrzelint des XVI. Jahrhunderts hellte das Dunkel
aul, welches iiocli über dem Golf von Iilexico lastete. Die Behauptmides
Cohimbus, dass die Lisel Cuba ein Teil des Festlandes sei eiwies
sich sehr bald als im],altbar. Schon Juan de la Cosa zeichnete
Cuba, auf seiner Karte als eine Insel, trotz des feierlichen Eides, welclien
er sechs Jahre zuvor dem Cohunbus geleistet hatte (vgl. S. 271)
Doch hat es den Anschein, als habe Cosa seine Darstellung nur auf die
Angabe der Eingeborenen gegründet, welche die Insehiatur Culia's dem
Cohimbus mehrfach bestätigt hatten. Die gcschichthch nachweisbare
erste Umsegelung von Cuba führte der Pilot S e b a s t i a n de Oc amp o
im Auftrag des Köiügs aus (1508); denn es gelang ihm, die Lisel im
Laufe von acht Monaten zu umfahren und näher zu erforschen,')
Von dem Vorhandensein des Rlexikaiiischen Golfes liatte man bis
dahin noch keine Kmide. Als aber dann (1511) auf Cuba eine
Spanische Statthalterschaft eingerichtet war, mit ^velcher als erster der
ehrgeizige und selbstsüchtige Diego Ve l a sque z lietraut wurde, da war
zugleich ein Stützpunkt geschaffen, von wo aus die Entdeckungen
mit Erfolg weiter gcfülirt werden konnten. So rüstete Velasquez' im
') Nava r r e t e I, 287: hs marineros no traian ya carta de navegar que se las hahia el
Almirante tornado d todos.
-) Nava r r e t e 1. 285 f.
=) Wi r besitze» Ober diese Reise liein genügende s Material nnd wissen dahe r aueh nicht
bis zu welchem G,-ad sie an der Küste von Yucatan vordrangen. \ g l . Navarrete III -le'
Euie .Andenttmg dieser Fa h r t findet sich in einem asiento y capitulacion vom 24. .A,,ril 1505
in Documentos ineditos X X X I , 309.
•) \-gl. Oviedo I, 4 9 5 ; He r r e r a I, 7, 1; La s Casas I I I , 210: Partid este Sebastian de
tampo con dos nauios porque no iha sino d saber si aquella tierra era isla 6 caho de
tierra firme, como es dicho. Es wa r also bis 1508 die Inselnatur Cuba's e r f ahrungsmä s s i -
noch nicht erwiesen worden. °
ENTDECKUNG DES JIEXIKATJISCHEN GOLFES. 333
Jahr 1517 eine Exjiechfion aus, welche miter Leitung des F e r n a n d e z
de Co r d o v a die westliehe Eestlandsküste erforschen sollte. Er traf auf
die Xordspitze Yucatans, das lieutige Kap Catoche. Alamuios, einer
der Piloten, verfolgte die Nord- und Westküste dieser Halbinsel bis in
die Nähe des Flusses Champoton südhch von Cauipechc. — Bedeutend
weiter gelaugte im folgenden Jahr euie zweite Expedition unter J u a n
de Gr i j a l v a , welcher zunächst denselben Weg wie sein A'^oi-gänger
einschhig, die ganze Campechc-Biii umsegelte und an der Küste
Mexico's nordwärts etwa bis ztim Cabo Rosso gelangte.') Die Vorliotcn
einer liöheren Civilisation, architektonische Kunstwerke, reich
bevölkerte Ortschaften, dahinter die schneetragende Gebirgskette —
Alles erinnerte die Seefahrer so atd'l'allend an die spanische Heimat,
da.ss .sie beschlossen, dem Land den Namen »Neu-Spanien« beizulegen.')
A'clasciuez zögerte nicht lange, mit der Eroberung der neuentdeckteu
Gebiete Ernst zu machen; er schickte 1519 einen anderen
lOimmandanteu aus, der sich sehr bald als die geeignetste Persönlichki>
it hierfür erwies, aber, wie alle spanischen Konf[uistadoren,
ehrgeizig seine eigenen Ziele verfolgte und die lästige Bevormuntbuig
des ihm vorgesetzten Statthalters Velasquez ab7.u.scbütteln wusste;
dieser M;uin war F e r d i n a n d Cortes. Sein heldeidiafter Feldzug
gegen das Reich der Azteken, welcher schliesshch zur Erolierimg
ganz Mexico's führte, kann hier aus begreiflichen Gründen nicht zur
Darstelhnig geliracht werden. Fiis iiiteressiren seine Eroberungen nur
iu so ^veit, als durch sie eine Erweiterung der Kenntnis von der Ge-
•italtung und dem A'crlauf der Küsteiiliiiic erzielt wurde. Sehen wir
hier von Corte.s' Entdeckungen an der Südsee-Küste ab, über die
an anderer Stelle zu sprechen sein wird, so hat er allerdings fi'ir die
Erlbrscliung des Mexikanischen Golfes nur wenig getlnin; denn alle
seine Expeditionen längs dieser Ki'iste gehen über den zuletzt von
Grijalva erreicliten Punkt des Cabo Rosso nur um eüi Geringes hinaus.
Eines seiner Schilfe schciiit bis zur Mündung des Rio Panuco gelaugt
zu sein; er hat also nicht weiter als Ins zu 22'/.,° nördl. Br. die
>) Grijalva k o n n t e , nach Ilei-rera (Dec. I I , 3, 10), ein vor spr ingende s K.ap wegen
widriger 'Winde nicht umsegeln und kehr t e an dieser Stelle um. Dies passt allein auf das
Cabo Uoxo, welches liibcro an dieser Stelle aufführt,
-) Nueca Esparia hiess zunächst nur die Küs tengegend. Spä t e r wu r d e der Name
weiter ausgedehnt. .Auf ein Königliches Re skr ipt vom J a h r 1528 hin (He r r e r a , Dec. 1\', 7, 2)
wurden alle nute r dem Statthalter von J lexico stehenden Landschaften da runt e r begrifl'en:
Panuco, Yuc a t an, Cogumel nnd Guatemala. Vgl. Kohl , Gene r a lka r t en , S. 108. — Ribero
erklärt den Namen auf seiner Ka r t e : Nneva E,spana dixose asi, por qae ay aqui mvclias co.ias,
que ay en Espaiia.