
IV. K. \PITEL. DAS WELTBILD ZUR ZEIT DES C0LU3IBUS.
nicht allzuweit cntternt zu sein glaubte, uiul welchem er seine Ankunft
schon im Voraus durch Boten verkündigen lassen will, haben
wir oben schon berührt.') Als er das West-Ende der Insel Cuba
erreicht hatte, glaubte er. kaum zwei Soniienstunden AOII dem
Goldenen Ch e r s o n e s (Ilalhin.sel Malakka der Alten) eiitlcrnt zu
seüi.") Er änderte aber später seüie Ansicht, als er auf seiner vierten
Reise die Küste von Panama erreichte, der er nach eüiem Flusse den
Namen Verogua gab. Der Goldreiclitum, welcher nach Aussage der
Indianer in diesem Land zu luiden wäre, bestärkte ihn in semer
Meümng, dass er endlieh an dem ersehnten Ziel wäre. In seuiem
Brief aus Jamaica schreibt er dem Kömg uud der Königin: »Ich habe
in Veragua in den ersten zwei Tagen mehr Gold gesehen, als auf der
Lisel Espanola in vier Jahren.«") Aber seine beliebte Methode, mit
Hülfe litterarischer Notizen den Nachweis zu führen, dass er thatsächlich
die altberühmten Bezugsquellen des Goldes aufgefunden habe,
führte ihn dazu, eine lange Ausführung über die Vorgeschichte imd
ehemahge Bedeutung der Landschaft A'eragua einzuschieben. Er
heginnt auch hier wieder mit König Salomo, der von einer eüizigen
Reise angcbhch 060 Centner Gold bezogen habe, ungerechnet die
anderen Massen, welche Kauflente und k-liiiler ihm zuführten nnd
') Wi e ei-ii.stiiMi't er die For.scliungen nacli ileiii t i r o s s -Kh a n lietrieh, zeigt Iblgende
Episode, die sich am 2. Xo v emh e r anf Cuba znt rng. Er schickle zwei Sp a n i e r an ihn ab,
R o d r i g o de . l e r e z von Ayamont e n n d L u i s de T o r r e s ans l l n r c i a , einen ehemaligen
J u d e n , d e r He b r ä i s c h , r h a l d ä i s c h u n d e twa s Arabisch ve r s t and und sich somit als die geeignetste
Pe r son zur Un t e r h a n d l u n g e rwi e s. - I c h gab ihnen A' e rha l t imgsma a s r ege ln, wie
sie mit dem Kö n i g des La n d e s zu v e r k e h r e n n n d wa s sie ihm zu sagen hätten übe r die
.Aufträge d e r beiden Könige von Ca s t i l i en, we l che mi c h , den Admi r a l , zur Übei-gabe d e r
Briefe u n d eines Ge s chenke s abge s andt h a b e n - (bei Na v a r r e t e I, 47, zum 2. Novembe r ) .
P e t r us Ma r t y r , Op, epist.. No. 164, S, 9 3 : Kec exktimat se eluas intégras ael Auream
i-hersönesum orientalis termini metam horas solares, reliquisse.
") Na v a r r e t e I, 308. — Tr o t z d em er das L a n d A'eragna n u r oberdächlich kenne n
gelernt h a t t e , ve r s i che r t e er d o c h : ..Eure Ho h e i t e n sind ü b e r dieses La n d so g u t He r r als
über Xe r e s n n d To l e d o , n n d I h r e Schi f l e , die dor tbin g e h e n , sind wi e zu Ha n s e - , Er
ergebt sich schliesslich in einein Hymn u s auf den We r t und die Be t l eutung des Gokles
ans: -Go l d ist ein vortrefllich Di n g , von Gold h ä u f t man Schä t z e a n , u n d der, we l che r es
besitzt, ha t a l l e s , wa s er auf de r We l t n u r wü n s c h e n ma g ; mi t Gold k a n n man Seelen in
das Pa r a d i e s gelangen l a s s en- , t \ ' i e systematisch er das I.and u n d den Fü r s t e n desselben
f ü r diesen heiligen Zwe c k ausztisaugen g e d e n k t , d r ü c kt er in den Wo r t e n a u s : »Da de r
F ü r s t (Qnibi an) von Ve r a g u a n n d die Na c h b a r f ü r s t e n viel Gold be s i t z en, so habe ich es
doch ni cht f ü r schicklich g e h a l t e n , im Di ens t e Eu r e r Hohe i t en s t e h e n d , es ihnen zu entwenden
auf dem We g e des geme inen Ra u b e s ; bei g e n ü g e n d e r Or d n u n g wi r d man Auf s ehe n
nnd unl i ebs ame Na c h r e d e möglichst v e rme i d e n , und es soll schon bewe rks t e l l ig t we r d e n ,
dass alle Re i c h t üme r in E u r e r Hohe i t en Scha t z tliessen sol l en, dass j e n e n auch nicht ein
einziges Körnl e in Goldes verbleiben sol l - .
COLU.MliUS HAL'r VERAGUA FVR MALAKKA. 279
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welche er aus Arabien erhielt. Von diesem Gold lie.ss er nicht
weniger als 200 Lanzen und 300 Schilde verfertigen, er schmückte
mit Gold und kostbaren Steinen den Fusslioden und stellte eine
Menge kostbarer, mit Steinen besetzter Gelasse her. Josephus habe in
seiner Chronik De AntiqitHalibits dessen Erwähming gethan, und man
lese hiervon ebenso in den Paralipomena uud den Büchern der Köiüge.
»Josephus meint, dass jenes Gold sich in der Aurea (Chersonesos)
gefimden hätte; wenn Dem so ist, so vermute ich. da.ss j e n e Mi n e n
tier Au r e a d u r c h a u s i d e n t i s c h s ind mi t j e n e n v o n Ve r a g u a ,
von welchem ich schon vorher erzählte, und welches zwanzig Tagereisen
westwärts liegt, vom Aqiuitor und vom Nordpol gleich weit
entfernt.« Salomo k a u f t e all' sein Gold, Sillier und Edelsteine; aber
wenn man will, hal)o man jetzt nur nötig, hinzuschicken und es
h o l e n zu l a s s e n . Die Thatsache, dass die Fürsten von Veragua
sich nach ihrem Tode ihre gewonnenen Goldschätze in's Grab legen
liessen, wtü'de die reichlich belohnten Nachforschungen nur erleichtern.
D;ivid konnte im Testament 3000 Centner Indisches Gold dem Salomo
zum Tempelbau hinterlassen, und naeh Josephus kam es aus diesen
Ländern.')
Veragua wa r a l s o die Ha l b i n s e l Ma l a k k a . Noch Etwas kam
hinzu, was Ilm allerdings iii dieser Annahme bestärken konnte. Wie
schon der Name der Landschaft Ciamha (an der Moskito-Küste) ihn
an den gleichlautenden Namen einer Provinz Hinter-Indiens, wie er
ihn auf den Karten vorfand, erinnern konnte,") so sah er seine Vermutung
bestätigt, als ihm die e r s t e Ku n d e v o n d em V o r h a n d e n -
sein e i n e s we s t l i c h e n Oc e a n s z u k am, der jenseits der von ihm
(tiuf seiner vierten Reise im J ahr 1.503) entdeckten Festlandsküste von
Honduras, Nicaragua his Panama, sich fände. Li diesen Aussagen
stimmten alle Lidianer tier A-erschiedensten Gegenden überein. Demi
neun Tagereisen westlich landeinwärts lag die Provinz Ciguara mit
euiein v-ichtigen Marktplatz und Verkehrsmittelpunkt in dieser Gegend;
und »dieses La n d , « heisst es, » umg i e b t d a s Me e r untl in z e h n
T a g e r e i s e n k ommt ma n z um F l u s s Ga n g e s . Es h a t d e n An -
schein, d a s s di e s e L a n d s c h a f t Ci g u a r a d e r La g e n a c h s i c h zu
') Na v a r r e t e 1. 309.
Die von Alarco Polo genannt e Provinz Tschampa findet sich auf dem Globus
Rehaini's unt e r dem Name n Ciamba wi ede r . . Das Königreich t'iamha ist vol thier. Bisamthier,
do ivachst viel mancherletj Specerei, das hol: Aloe, ehani das colck sind Apqötter." \-gl. Rüge ,
Zeitalter de r En t d c k g n . , S. 302.